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Ich wurde wirklich meinen 94 000 Administrirten sehr nützlich, gewann schnell Liebe und Zutrauen und bei alledem die unbedingteste Zufriedenheit der Vorgesetzten, wovon Belobungen und Gratificationen aller Art Zeugniss gaben.

Sie können denken, dass ich durch diesen Erfolg meine Function lieb gewann, so dass schnell der Entschluss bei mir reifte, nie mehr in das bloss wissenschaftliche Leben zurückzutreten, das mich bei meinem Prinzen erwartete. Dennoch waren meine Gedanken noch auf das Vaterland gerichtet, wo in den Landvogteyen ähnliche Stellen waren, wie meine hiesige. Ein Zug meines Prinzen endigte auch diesen Plan. Ich hatte meine Besoldung von ihm hier fortbezogen, und es schien, dass ich sie als Pension behalten sollte, bis er die Regierung antreten und mich dann besser versorgt haben würde.

Er kam Ende 1814 aus England zurück und hielt sich 10–12 Tage in Cöln auf. Ich wartete ihm mehrere Male da auf, wurde immer mit dem ausgezeichnetsten Zutrauen behandelt und erhielt die Zusage, dass er hier bei mir absteigen würde. Er kam; ich liess ihn als einen der Helden von 1814[1] mit einer Feyerlichkeit empfangen, die ihm noch nie zu Theil geworden war, und er schien höchlichst vergnügt und zufrieden. Beim Abschied gab er mir zu verstehen, dass ich eine Reise nach Italien mit ihm machen müsste; worauf ich nichts erwiederte, weil ich zu dem blossen Hofleben nicht zurückkehren wollte. Nach acht Tagen schrieb mir der Obrist-Hofmeister, dass das erste Geschäft des Prinzen nach seiner Ankunft gewesen sey, meine Besoldung zu streichen. Diese Erfahrung war etwas stark. Sie entfremdete mein Herz zuerst von ihm; doch reifte alles erst durch einen zweyten Zug, der sich einige Jahre später ergab, und den Sie weiter unten lesen werden.

Der 1815 wieder ausgebrochene Krieg beschleunigte die Besitz-Ergreifung dieser Provinzen. Die Huldigung geschah in den gefährlichsten Momenten. Ich musste mithuldigen oder meinen Abschied zu einer Zeit nehmen, die mich mit Offizieren, die beim Ausbrechen der Schlacht abdanken, auf dieselbe Linie stellte. Ich huldigte also, nahm meine Entlassung aus dem früheren Dienst-Verhältniss und erhielt selbst die Erlaubniss des alten Königs von Württemberg zum Uebergang in preussische Staats-Dienste. Kaum war die Schlacht bei Belle Alliance gewonnen, so warb mich Gruner, der zum Preuss. General-Gouverneur aller durch Preussen in Frankreich occupierten Provinzen bestimmt war, an, um als Gen.-Gouvernements-Commissär mit ihm nach Frankreich zu gehen. Meine hiesige Stelle wurde mir

  1. Er hatte sich besonders bei Montereau (18. Febr.) ausgezeichnet.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_452.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)