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aus meinem Kreise wurden vier landräthliche Kreise[1] dotirt. Ich war ganz vergessen und musste meine Functionen abgeben. Aber kaum war es geschehen, so wurde das Bedauern darüber allgemein, und selbst die beyden Regierungen in Coblenz und Cöln, zwischen welche mein Kreis getheilt worden war, fühlten diess und übertrugen mir, um mich nicht geschäfts- und besoldungslos zu machen, das Liquidations-Geschäft mit Frankreich.

In dieser Function, die ich bis 1819 fortsetzte, liquidirte ich sechs Millionen Franken für meinen alten Kreis Bonn. Sie können denken, welch eine Freude dieses Rechnungs-Geschäft für mich sein konnte. Dennoch wurde ich nicht müde; denn es war für meine ehemaligen Administrirten, die ich wie meine Kinder lieb gewonnen hatte. Dabey hiess von Zeit zu Zeit, dass ich bey einer rhein. Regierung als Rath eintreten sollte. Ich that nichts dafür, weil mir eine solche Stelle nicht behagte, und ich sie nur im Nothfalle angenommen haben würde. Da ich nicht trieb, so wurde auch nichts aus der Sache. Indessen war dieses gleichfalls zu meinem Besten gewesen, wie Sie bald sehen werden.

Kaum war ich verheirathet, so trat die Hungersnoth von 1817 ein. Bei solchen Calamitäten sucht man die Männer, die sich unter schwierigen Umständen zu helfen wissen. Ich hatte schon ein Jahr früher mehrere hohe Behörden vergebens auf die Annäherung des Unglücks aufmerksam gemacht und hatte wie natürlich tauben Ohren gepredigt. Als der Jammer da war, erinnerte man sich meiner, und

  1. Bonn, Rheinbach, Ahrweiler und Adenau. Unter den vielen mir vorliegenden Zeugnissen über Rehfues’ Amtsführung in Bonn theile ich nur das des Ministers v. Stein mit: „Le Sieur Rehfues, Commissaire général pour l’administration des affaires de police et de finance, dans l’arrondissement de Bonn, a été nommé par moi à cette place en Janvier 1814 dès l’occupation de la rive gauche du Rhin par les armées alliées, et s’est acquis par son zèle, son activité et son intelligence, l’approbation de son Chef et l’attachement de ses administrés, qui lui en ont donnés les marques les plus convaincantes. Francfort le 20 Janvier 1816. Le B. de Stein.“ Es liegt mir noch ein zweites Schreiben des Ministers, d. d. Nassau, 29. Oct 1818, vor: „Wohlgeborner, hochzuverehrender Herr! Es gereicht mir zu einem vorzüglichen Vergnügen, den Auftrag erhalten zu haben, Ew. Wohlgeboren Namens Sr. Majestät des Kaisers Alexander die Insignien des St. Annenordens zweiter Classe zuzustellen, da ich an dieser Ertheilung lebhaften Antheil genommen und eine Veranlassung erhalte, die Gesinnungen der ausgezeichneten Hochachtung wiederholt zu äussern, mit welcher ich zu sein die Ehre habe Ew. Wohlgeboren ergebenster v. Stein.“ An sich ein unbedeutendes Courtoisiebillet! Die Person des Schreibenden möge jedoch den Abdruck rechtfertigen.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 454. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_454.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)