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zu zerstören sind. In der Führung der Regierung sodann muss der Statthalter unter die Vormundschaft der Generalstaaten gestellt werden: diese ernennen ihm den Staats- und Finanzrath; sie treten nach eigenem Belieben mehrmals im Jahr zusammen, um die Acte der Regierung nach Gesetzlichkeit und Zweckmässigkeit zu prüfen, „sie zu reformiren und das Erforderliche anzuordnen“ (les réformer et y donner ordre). – Konnte Oranien die Aufstellung solcher Forderungen im Geist einer solchen Feindschaft anders als unter dem Gesichtspunkt der Einleitung des völligen Bruches mit Philipp betrachten? Dass er so dachte, wird durch einen letzten[WS 1] Vorschlag bestätigt, den er bezüglich der Art, wie mit Don Juan zu verhandeln sei, machte. Wie schon bemerkt, der Eintritt in Verhandlungen überhaupt sollte von der vorherigen Entfernung der Spanier und Fremden abhängig gemacht werden; in der Verhandlung selber sollten dann aber sämmtliche Forderungen als Ultimatum mit einem Male vorgelegt, und die Wahl zwischen Unterwerfung oder Krieg ohne weitere Umschweife gestellt werden.

Das Gutachten vom 30. November bildet den Schluss einer Reihe von Schriftstücken, welche zeigen, zu welchem Vorgehen gegen Philipp II. der Fürst von Oranien die Generalstaaten fortzureissen, und nach welchem Plan er die Verfassung des Niederländischen Staatswesens zu ordnen gedachte. Weiter nun zu verfolgen, wie er auf Grund der dargelegten Anschauungen die Verhandlungen mit Don Juan in Güte oder mit Gewalt zu stören suchte, wie dagegen die Generalstaaten bis zum 17. Februar 1577 ihren Ausgleich mit demselben zu Stande brachten, ist nicht meine Absicht. Ich wollte dem Vorgehen Oranien’s nur bis zu einer bestimmten Zeitgrenze und in der Hauptsache auch nur in einer bestimmten Richtung, soweit er nämlich mit der Gesammtheit der Generalstaaten verhandelt, folgen. Aus letzterem Grunde gehe ich auch nicht weiter auf einen Punkt ein, der allerdings für das Verständniss seiner damaligen Politik sehr wesentlich ist, nämlich auf seine fortgesetzten Bemühungen, den Herzog von Anjou als nominelles Haupt der Niederlande, den König Heinrich III. von Frankreich als den mächtigen Helfer derselben zu gewinnen. Diese Bestrebungen sucht er nicht durch offene Anträge an die Generalstaaten, sondern durch verwickelte und zum Theil dunkle Verhandlungen mit dem Französischen Hof und

Anmerkungen (Wikisource)

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Ludwig Quidde (Herausgeber): Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg i. Br. 1890, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_046.jpg&oldid=- (Version vom 19.10.2022)