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vorbereitet; dem ersteren dagegen verdankt man die ausgezeichnete, sehr ins Einzelne gehende Vorrede und die Entdeckung des wirklichen Sinnes dieses allegorischen Romans, einer Quelle ersten Ranges für die Kriegsgeschichte während der Regierung Karl’s VII. Lecestre hat den Text festgestellt und die Handschriften mit einander verglichen. Diese sehr sorgfältig gearbeitete Ausgabe macht den Herausgebern grosse Ehre und besonders C. Favre, welcher den Hauptantheil daran gehabt hat.

Man wusste seit langer Zeit von einer nicht herausgegebenen Chronik, gen. des Tard-Venus, deren einzige Handschrift dem Mailänder Carlo Morbio gehörte. L. Delisle hat soeben nach Einsicht eines Facsimiles nachgewiesen, dass dieselbe eine sehr grobe Fälschung aus dem 19. Jahrhundert sei, das Werk eines Unbekannten, der Vergnügen daran gefunden hat, alte Manuscripte zu imitiren, von denen einige uns in öffentlichen Bibliotheken Frankreichs und des Auslandes erhalten sind[1]. Dieses Werk ist also aus der historischen Bibliographie des 14. Jahrhunderts zu streichen.

H. Moranvillé hat in einer hübschen Abhandlung[2] versucht, den Namen des Mönchs von Saint-Denis zu finden, dem wir die wichtige, schon früher in der Coll. des doc. inédits herausgegebene Chronik über die Regierung Karl’s VI. verdanken. Er schlägt vor, sie dem Secretär des Königs, Pierre le Fruitier, genannt Salmon, zuzuschreiben und schildert das Leben dieses Mannes, welcher thätigen Antheil an den Ereignissen des grossen Schismas und an den Unterhandlungen mit dem Englischen Hofe nahm. Die spärlichen Documente über die inneren Zustände der Abtei Saint-Denis bei Beginn des 15. Jahrhunderts haben den gesicherten Beweis, dass Pierre Salmon in diesem Kloster Mönch geworden sei, nicht ermöglicht, aber man muss anerkennen, dass alle Details, die der Mönch über seine eigene Persönlichkeit gibt, wunderbar mit dem übereinstimmen, was wir von dem abenteuerlichen und bewegten Leben Pierre Salmon’s wissen.

In der Collection de textes pour servir à l’histoire et l’enseignement de l’histoire ist im Jahre 1889 zugleich mit Havet’s Ausgabe der Briefe Gerbert’s auch das Werk E. Cosneau’s erschienen[3]: Les grands traités de la guerre de cent ans. Ueber die Nützlichkeit dieser Sammlung, welche übrigens sehr sorgfältig

  1. Mitgetheilt in der Ac. des inscript. 28. Juni 1889. Als Abhandlung in der Bibl. de l’école des chartes 1889 p. 439 ff. erschienen.
  2. Bibl. d. l’école des chartes, 1889. p. 5 ff.
  3. Bd. 7 der Collection. Paris, Picard. 8°. vij 190 p. 4 fr. 50.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_154.jpg&oldid=- (Version vom 24.10.2022)