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Art, wie man im 15. und 16. Jahrhundert die Nordgrenze Frankreichs vertheidigte, und anderes mehr. – Bonvalot hat Studien über einen Specialgerichtshof in Lothringen, die sogenannte féautés[1], gemacht, es war eine Art Schiedsgericht, welches dingliche Klagen zu entscheiden hatte.

Die Société de l’histoire de Normandie fährt fort, über die alte Geschichte der Abteien dieser Provinz Werke zu publicieren, die im 17. und 18. Jahrhundert von den Benedictinern der Congregation Saint-Maur verfasst worden sind. Im laufenden Jahre förderte Lormier die Histoire de l’abbaye de Saint-Michel du Tréport von D. Coquelin[2] zu Tage. Alle diese Monographien haben ja ihren Nutzen; immerhin aber geht man vielleicht ein wenig zu weit. In diesen alten Compilationen sind sehr oft Längen und Fehler; sie sind mehr Stoffsammlungen als Bücher. – Graf de Lestrange hat ein Inventaire et vente des biens meubles de Guillaume de Lestrange, archevêque de Rouen, herausgegeben[3]; dasselbe ist von Bedeutung für die politische und die Kunstgeschichte des 14. Jahrhunderts. Guillaume de Lestrange, ein Verwandter P. Gregor’s XI., Rath der Könige Karl V. und Karl VI., starb als Erzbischof von Rouen im Jahre 1389. Die Ausgabe des Grafen de Lestrange lässt den feinen und durchgebildeten Geschmack jenes Prälaten erkennen.

Der erste Band von Ménorval’s Werk: Paris, depuis ses origines jusqu’à nos jours[4], geht von den ältesten Zeiten bis zum Tode Karl’s V. (1380). Das Buch ist recht merkwürdig gearbeitet. Verfasser ist über alles, was die eigentliche Geschichte von Paris angeht, wohl unterrichtet, und man wird in diesem Bande ein im Allgemeinen genaues Resumé alles dessen finden, was über die Geschichte der Hauptstadt erschienen ist. Aber leider hat Ménorval es für nöthig erachtet, seine Ansichten über die allgemeine Geschichte Frankreichs zu äussern, und diese sind weder richtig noch neu. In dieser Hinsicht ist er um 50 Jahre zurück, und scheint keine der Arbeiten zu kennen, welche in diesem Jahrhundert in Frankreich wie in Deutschland unsere historische Kenntniss von diesen Dingen auf völlig neue Grundlagen gestellt haben. Hoffentlich zügelt der Verfasser in den folgenden Bänden seine Lust, von Paris auf alles Mögliche zu kommen, und beschränkt sich auf die Geschichte der Hauptstadt, welche er vortrefflich zu kennen scheint. – In anderer Weise interessant ist die Monographie V. Mortet’s: Etude hist. et archéol.

  1. Nouvelle revue histor. de droit, 1889.
  2. Rouen, Lestringant. 2 vol. 8°.
  3. Paris, Picard. 4°. 1888. viij 198 p.
  4. Paris, Firmin-Didot. 8°. xxxvj 490 p.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_159.jpg&oldid=- (Version vom 24.10.2022)