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Interesse beanspruchen dürfte. Weiter aber ist noch kaum etwas von dieser Zusammenstellung zu rühmen, welche, in dem Masse als zu ihrer Entstehung äusserste Geduld und Hingebung des Autors und seiner Mitarbeiter nöthig waren, diejenige des Lesers erschöpft. Im günstigsten Falle werden Bausteine späterer Forschung zur Bearbeitung und Verwerthung überliefert.

Schon die äussere Anordnung – nach topographischem Gesichtspunkte – ist nicht eingehalten. Der Leser wird, um folgen zu können, beständig zu Kreuz- und Quersprüngen auf der Landkarte genöthigt. (Deren Beigabe wäre übrigens sehr erwünscht gewesen, da die vorhandenen Mittel, wenn man nicht gerade auf die vorzüglichen, aber schwer erreichbaren Aufnahmen des Italienischen Generalstabes recurrirt, unzulänglich sind.) Auf Teramo folgen z. B. St. Flaviano und Sta. Maria a Mare bei Giulianova (eine geographisch genaue Bestimmung beider Monumente, die wohl mancher Fremde des Studiums halber kennen zu lernen wünscht, fehlt)[1], darauf Atri, Valle Siciliana mit Castelli, St. Giovanni in Venere (cap. VI) bei Lanciano (Lanciano selbst erst cap. XIV), St. Clemente di Casauria, Città St. Angelo, Moscufo etc. etc. Auch bei der Auswahl der Abbildungen waltet kein erkennbares Princip. Dieselben begleiten den Text keineswegs. Manche Tafel (z. B. Nr. 9 und 10) bleibt ohne Erklärung. Die einzelnen Reproductionen sind verzettelt, so dass der Leser, da im Text nur in den seltensten Fällen Hinweise auf die Phototypien begegnen, das Zusammengehörige nicht findet. (Ueber Teramo handeln z. B. Tafel 2–11; 167–172; 223; 227 – über St. Flaviano Tafel 12; 167–172 etc.) Die einheitliche Leitung scheint bei dem Unternehmen gefehlt zu haben, Prof. Bindi auch nicht alle Monumente aus eigener Anschauung, sondern nach den Vorarbeiten Anderer, besonders von Schulz zu kennen. („La sequente iscrizione, non riportata dal Bernardi, sembra appartenere a questa chiesa“ [p. 665/666 St. Tommaso di Caramanico]. So schreibt Niemand, der das Monument gesehen hat.) Vergeblich sucht man nach einem Druckfehlerverzeichnisse, das bei der nachlassigen Redaction des Textes sehr am Platze gewesen wäre, nach Registern, die, zumal bei solchem Colosse, die Brauchbarkeit des Werkes erst verbürgen.

  1. Inzwischen habe ich Sta. Maria a Mare – eine halbe Stunde von Giulianova gelegen – besucht und mich überzeugt, dass Prof. Bindi die Portalsculpturen falsch beurtheilt und datirt hat. Wir haben nicht ein Specimen Staufischer Kunst, sondern ein spätes Machwerk vor uns, das arg vernachlässigt und fast ganz von Wespennestern bedeckt ist. Die Abbildung des Monumentes (Taf. 16) ist darum auch nicht nach dem Original, sondern nach in Giulianova befindlichen älteren Gipsabgüssen (was Prof. Bindi aber nicht sagt) gemacht.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 421. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_421.jpg&oldid=- (Version vom 17.9.2022)