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(man lese pag. 34–35 die Ausführung, wie man z. B. über Schleiermacher’s Dogmatik ein wissenschaftl. Urtheil gewinne). Die bibliogr. Verzeichnisse endlich leiden an unzweckmässiger Anordnung und auffallender Lückenhaftigkeit. Den Verf. mögen „principielle“ Erwägungen dabei geleitet haben, aber dem Benutzer hilft das wenig, zumal da kein Register das Suchen erleichtert.

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Von zwei umfassenden Werken zur Literaturgeschichte des Mittelalters sind zweite Auflagen zu verzeichnen. Die „Allgem. Geschichte d. Lit. des MA. im Abendlande“ des soeben verstorbenen Ad. Ebert ist ein Fundamentalwerk von längst anerkanntem Werthe. Durch übersichtliche Anordnung des Stoffes, Lebendigkeit der Sprache und durch Reichhaltigkeit der Literaturnachweise gleichmässig ausgezeichnet, nimmt das Buch unter den Werken dieser Gattung zweifellos die erste Stelle ein. Die Neubearbeitung, welche, wie Verf. im Vorworte hervorhebt, veranlasst ist durch die grosse Zahl der neuerdings erschienenen Untersuchungen über einzelne Autoren und Werke, sodann auch durch zahlreiche Neuausgaben, ist mit meisterhafter Sorgfalt durchgeführt. Viele Capitel in dem vorliegenden, vor 15 Jahren zum erstenmal erschienenen 1. Bande, der bis auf die Zeit Karl’s d. Gr. heruntergeht, haben ein völlig verändertes Aussehen erhalten, vgl. übrigens Bibl. Nr. 2010. – Ganz anders ist der Charakter eines Werkes, das ich chronologisch an das Ebert’sche Werk anschliesst und im Laufe von 2 Jahren schon zur 2. Auflage gelangte: G. Paris, La littérature française au MA. (11–14. Jh.) Paris, Hachette, xij 316 p. 2 fr. 50. Schon äusserlich kündigt dasselbe durch den Nebentitel „Manuel d’ancien français“ an, dass es, abgesehen von seiner Beschränkung auf Erzeugnisse der Französischen Literatur, bestimmten Specialzwecken, vornehmlich der Unterweisung Studirender, dienen will. Und in der That hat dasselbe viel von einem Leitfaden, freilich im besten Sinne des Wortes, an sich; knapp und auf das Wesentlichste sich beschränkend, versteht Verf. doch das Interesse des Lesers für seine geistvollen Darlegungen zu erwecken. Dankenswerth ist das der neuen Auflage p. 245–55 beigefügte Tableau chronologique, welches die zeitliche Reihenfolge der in dem Buche behandelten Literaturwerke veranschaulicht. Als weitere Theile des „Manuel“ will der Verf. eine Grammatik, ein Lexicon und eine Auswahl von Texten folgen lassen.     G. S.

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Prou’s Manuel de paléographie latine et française du 6e au 17e siècle (Paris, Picard. 393 p. 12 M.), auf welches bereits im letzten Hefte (Nachrr. Nr. 65) hingewiesen wurde, zeichnet sich gegenüber anderen Hilfsbüchern, wie sie besonders in Frankreich zahlreicher vorhanden als bei uns in Deutschland, wo eigentlich seit Wattenbach’s bekannter „Anleitung“ für die ältere Zeit nichts derartiges mehr erschienen, durch die Beigabe von 23 Facsimiles in Phototypie und durch die Hinzufügung eines Lexikons latein. und französ. Abkürzungen aus. Um mit dem letzteren zu beginnen, so ist dasselbe nach dem Muster des Chassant’schen gearbeitet und ziemlich reichhaltig. Die Facsimiles sind anschaulich und gut gewählt – wir vermissen darunter nur ein Beispiel für die Cursive – im Text ausführlich erläutert und hier auch transscribirt, wobei wir aber die Anwendung grosser Buchstaben und des u und v, des j und i nach heutigem Gebrauche

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 443. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_443.jpg&oldid=- (Version vom 28.10.2022)