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Ostsee, ein grosser Eroberungskrieg gegen die Türken – das waren die Aufgaben, die Wallenstein für die nächste Zeit stellte. Und daneben vergass er nicht die persönlichen Interessen. Gleich nach den Siegen von 1627 zeigte die kaiserliche Regierung sich geneigt, wie früher in Böhmen und der Pfalz, so jetzt im Niedersächsischen Kreis eine Aera der Confiscation und entfesselten Habgier zu eröffnen. Einer der ersten aber, der hier zugriff und die gewaltigste Beute davontrug, war wieder Wallenstein: am 26. Januar 1628 überliess ihm der Kaiser zur Belohnung seiner Verdienste und zum Ersatz seiner Auslagen das Herzogthum Mecklenburg.

Indess wenn der kaiserliche Hof sich dem siegreichen Feldherrn beugte, so war ein anderer Feind desselben nur noch unversöhnlicher und angriffsbegieriger geworden: das war die Liga mit dem Kurfürsten von Baiern an ihrer Spitze. In der That waren alle Gründe der Erbitterung der Liga seit dem letzten Jahr ins Ungemessene vermehrt. Die Armee Wallenstein’s war unausgesetzt vergrössert und beherrschte nunmehr mit ihren verschiedenen, nach Ost und West, nach Norden und Süden vertheilten Regimentern das ganze Reich. Sie wurde leidlich unterhalten und bezahlt, aber nur mittelst eines erst jetzt vollständig ausgebildeten Contributionssystems. Während die Deutschen Reichsstände eine irgend ausgiebige Belastung des Reichs seit Jahrhunderten verhindert hatten, war jetzt durch das blosse Zugreifen eines Kriegsobersten Deutschland dem Zwang eines Kriegsheers unterstellt und einer Besteuerung unterworfen, die nicht nur ausgiebig, sondern zerstörend war. Und zugleich war die Leitung des Krieges und die Bestimmung der mit dem Gang des Krieges zusammenhängenden Politik nicht eigentlich dem Kaiser, noch weniger der mit dem Kaiser verbündeten Liga, sondern vorzugsweise dem eigenmächtigen Feldherrn preisgegeben. Kein Wunder, wenn da die Ligisten sich mit dem Argwohn erfüllten, dass Wallenstein auf den Umsturz der bestehenden Reichsverfassung ausgehe.

Vergrössert wurde die Zahl der Feinde Wallenstein’s durch den Beitritt des Spanischen Gesandten am kaiserlichen Hof. Sei es, dass Wallenstein den besonderen Absichten der Spanischen Politik im Wege stand, sei es, dass der Gesandte das Einvernehmen zwischen Kaiser und Liga als die Bedingung aller Erfolge ansah,

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_039.jpg&oldid=- (Version vom 5.12.2022)