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de Skeldwalda prepositus etc. Nun geht aus dem „peragrarem“ hervor, dass Oliver diesen Brief geschrieben hat, als er nicht mehr oder noch nicht wieder das Kreuz predigte und nicht in Friesland war. Da nun aber Oliver bei seiner ersten Anwesenheit in Friesland 1214–15 den Probst Emo nicht kennen gelernt hat, weil dieser damals in Prémontré war[1], 1224 aber erst im Mai, also nach der Abfassung des Briefes, von Groningen aus seine Thätigkeit als Kreuzprediger begonnen, in seinem Briefe aber Oliver selbst sagt, dass er Emo genau kenne, so steht fest, dass Oliver 1223 (oder schon 1222) in Friesland thätig gewesen ist, also gerade in jener Zeit, als der Streit zwischen Emo und Herdericus zum Ausbruch kam.

Ist nun Oliver’s Anwesenheit in Friesland für das Jahr 1223 durch seinen eigenen Brief verbürgt, so erfahren wir doch weiter nichts über den Zweck seines Hierseins[2].

In Friesland vielleicht war es auch, wo ihm etwa im April 1223 die Nachricht zuging, dass nach dem am 28. März erfolgten Tode des Bischofs Bernhard III. von Paderborn ein Theil des dortigen Domcapitels ihn zum Nachfolger Bernhard’s auf dem Stuhle Meinwerk’s erwählt habe. Allerdings war die Wahl eine zwiespältige; der Busdorfer Propst Heinrich von Brakel behauptete sogar, die Majorität der Stimmen erhalten zu haben: jedenfalls

  1. Vgl. Wybrands in s. Abhandlung über den Dial. mir. des Caes. von Heisterbach in Moll en de Hoop-Scheffer, Studien en Bijdragen II (1871) S. 48.
  2. Es mag hier erwähnt werden, dass zwischen den beiden Wanderungen Oliver’s durch Friesland, während dieser auf dem Kreuzzug war, die Kreuzpredigt daselbst nicht geruht hatte. Der merkwürdige Graf Bernhard von der Lippe, der noch in seinem Alter das Schwert wieder mit der Kutte vertauscht hatte und zum geistlichen Stande zurückgetreten war, dem er bereits als Jüngling angehört hatte, war 1218 von seinem eigenen Sohne Otto, dem Bischof von Utrecht, zum Bischof von Selonien geweiht worden. Als solchen finden wir ihn am 1. Januar 1219 in Vollenhoven, einem Orte in Oberyssel. Das Kreuz predigend durchzog Bernhard darauf Friesland, um für den Kreuzzug gegen die Sarazenen zu wirken, wie er schon vorher im äussersten Osten der damaligen Deutschen Cultur das Kreuz gegen die heidnischen Völker der Ostseeprovinzen gepredigt hatte. Im Herbst finden wir ihn mit seinem Sohne in Stade. Vgl. Scheffer-Boichorst, Herr Bernhard von der Lippe, in der Zeitschrift für vaterl. Gesch. u. Alterthumskunde XXIX S. 202–203; Hechelmann, Bernhard II., Edelherr zur Lippe (Münster 1866) erwähnt hiervon nichts.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_065.jpg&oldid=- (Version vom 19.9.2022)