Seite:De DZfG 1890 04 083.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

des Nuntius selbst zu Grunde läge, und in diesem würden wir es verstehen, wenn der nachherige Angeklagte dem Papste sagt: „Die Ausführung Deines Auftrages ist mir nicht gestattet worden, desshalb habe ich mich auf die andere Seite geschlagen“.

Coppini verliess also den Königshof, wie Pius nach dieser Annahme ihm nachschreibt, unwillig – „indignatus“ — und kehrte übers Meer nach Calais zurück. Hatte er schon vorher mit den Gegnern des Königs in Beziehung gestanden, dann war er natürlich jetzt um so fester an ihre Sache geknüpft. War er aber noch unparteiisch gewesen, wie es sein Auftrag von Rom verlangte, dann gab es keinen günstigeren Moment für den Versucher, als jetzt dem Bischofe zu nahen und seine Hülfe für die Partei des Herzogs zu gewinnen.

In den „Commentarien“ lesen wir, dem Grafen Warwick sei dieses in Calais gelungen. Die Erfolge des Grafen, besonders seine letzten Wagnisse zur See[1] erschienen Coppini beachtenswerth[2]. Und Warwick sprach von der Menge derer, die zum Herzog hielten. Er selbst konnte wissen, dass es viele waren. Wenn sie siegten, dann durfte er nach des Grafen Betheuerung in das Inselreich zurückkehren und die Cruciata verkündigen, den Zehnten auflegen; jedenfalls war ihm die Unannehmlichkeit erspart, unverrichteter Dinge, mit einem Misserfolge seinem Herrn, dem Papste, entgegentreten zu müssen. Da nach dem nachherigen Urtheile der Rota dazu die Habgier Gewalt über ihn hatte, so mögen auch die Schätze, die bei dem Collectoriegeschäfte für den Collector selbst abfielen, ihm jetzt verlockend gewesen sein. Und die letzten Gewissensbedenken liessen sich glücklicherweise durch die Genealogie der Königsfamilie beschwichtigen. „Herzog Richard von York müsste König sein, wenn es nach dem Rechte ginge“ – so sagte Graf Warwick. Dabei machte der Graf gar noch das Zugeständniss, dass Heinrich VI. gar nicht entthront werden solle, er solle den Namen König behalten; aber er sei ja doch geistesumnachtet, nicht er regiere, sondern seine Frau und ihre – nun ja ihre Buhler! Gegen diese, nicht gegen den Thron richte sich ihr Plan. Uebrigens auch wenn der Bischof nicht mitthäte, – „unsere bewaffnete

  1. S. Pauli a. a. O. 342.
  2. S. den Reflex dieses Eindrucks in den „Commentarien“ a. a. O.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_083.jpg&oldid=- (Version vom 20.9.2022)