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– sagen, dass sie das Königreich und das Wohl der Königin selbst vernichten, wenn sie meinen Rath verschmähen. Sie sollen sich nur nicht auf den kleinen Sieg verlassen, den sie wegen des ungeordneten Vorrückens ihrer Gegner errungen haben; denn ich weiss, dass die ganze Bevölkerung erregt und aufgebracht ist gegen alles, was dem Frieden entgegensteht. Und das aus zwei Gründen: erstlich wegen der unaufhörlichen Grausamkeiten, die jenen allein zugeschrieben werden, da diese (die Yorkisten) nicht grausam waren, im Gegentheil allen gute Aufnahme gewährt haben, die zu ihnen kommen wollten; zweitens, weil man weiss, dass der König und die Lords hier, die ihm anhängen, einschliesslich mir, zu einem redlichen und ehrenvollen Frieden, der für beide Theile vortheilhaft wäre, geneigt sind. Wenn desshalb die Friedensvermittlung, die ich hiermit Euch anvertraue, durch Schuld jener Lords fehlschlägt, dann wird sich die Königin in der schwierigsten Lage befinden. Sie wird mehr als 200 000 verzweifelte Männer, welche ständig versammelt sind und ihr Leben und Eigenthum für die gerechte Sache aufs Spiel setzen, gegen sich in Waffen sehen. Und ich, der Nuntius, bin noch dazu verpflichtet, alles zu sanctioniren, was der König will. Dazu habe ich erst jüngst besondern Auftrag vom Papste bekommen. Und der heil. Vater hat mir Vollmacht gegeben, nach der Weise eines wirklichen Legaten de latere das Kreuz aufzurichten. Jene sollen also hiermit verständigt sein, dass sie wie Verbrecher und Rebellen behandelt werden, wenn sie dem Willen und Befehl des Papstes entgegen handeln. Ich bin so bereit als jemals, mein Leben und Eigenthum für das Wohl und den Ruhm des Königs und des Reiches zu wagen, ohne irgend eine persönliche Belohnung. Ich bitte sie desshalb, bei der Ehrfurcht vor Gott, und wenn sie das Wohl ihres Königs und Landes wünschen, dass sie auf mich und meine Rathschläge hören und die Autorität des Statthalters Christi und seines Legaten respectiren. Dann werden sie auch einen redlichen Frieden erreichen.“

Auch in diesem Schreiben verleugnet sich das Yorkistische Denken des Nuntius nicht. Neu ist in demselben die Auffassung, dass aus dem päpstlichen Auftrage, in allem dem König Heinrich zu Willen zu sein, sich für ihn die Pflicht ergebe, gegen die Lancasters auch, wenn nöthig, das Kreuz predigen zu lassen.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_093.jpg&oldid=- (Version vom 21.9.2022)