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Torre schreibt in einem Briefe an Francesco Sforza, den Herzog von Mailand, welch’ letzterer auch ein gutes Wort für den Legaten bei der Curie einlegen soll, „die Ursache der Katastrophe“ geradezu dem Umstande zu, „dass der Legat bis jetzt in Rom nicht in grösserem Ansehen gestanden habe“. So konnte die Gegenpartei das Gerücht in Umlauf setzen, Coppini sei gar nicht Legat und der Papst habe ihn zurückgerufen, weil er mit ihm unzufrieden sei. Antonio meint, weil der Legat ein einfacher Bischof sei, desshalb betrachteten die Römischen Prälaten seine Grossthaten hier als eitle Träume; der Römische Hof scheine ihn gar nicht zu kennen, – sonst würde man, ist zu ergänzen, ihn schon längst zum Cardinal gemacht haben[1].

Welchen Werth übrigens auch die Führer der Partei darauf legten, dass Francesco Coppini jetzt Cardinal werde, das ist daraus zu ersehen, dass der Graf Warwick selber am 11. Januar sowohl an den Papst als an den Herzog von Mailand diesbezügliche Schreiben richtete. „Die Beförderung des Legaten ist unumgänglich nothwendig, wenn der Papst den Angelegenheiten der Kirche und unserer gerechten Sache zu Hilfe kommen will“ – so lesen wir in dem Briefe an Franz Sforza[2], und in dem Gesuche an den Papst heisst es: „Wir werden entweder einen ehrlichen und sicheren Frieden erlangen, oder den Sieg, besonders wenn Ihr Eurem Legaten die lange erwartete Beförderung gewährt. Das Volk wird dann sehen, dass unsere Gegner, welche täglich lügenhafte Nachrichten verbreiten, unehrlich und nicht rechtschaffen sind; denn sie verschmähen Eure und des Legaten Autorität und sagen, der letztere habe keine Gewalt und sei nicht Legat, und dazu sprengen sie die wunderlichsten Lügengeschichten aus, um ihn unpopulär zu machen, was sowohl der Kirche als dem Könige zum Nachtheil ist“[3].

Wir brauchen kaum zu bemerken, dass es der politischen Klugheit Pius’ II. denn doch viel zugemuthet war, bei dem jetzigen Stande der Dinge in England sich zu einer Demonstration gegen die Lancasters verstehen zu sollen. Coppini mag das gefühlt haben; er warf sich desshalb mit Eifer sofort auch auf die andere Alternative, die ihm übrig geblieben, nämlich einen siegreichen

  1. Ebenda Nr. 362 S. 95 f.
  2. Ebenda Nr. 364 S. 97.
  3. Ebenda Nr. 363 S. 96.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_096.jpg&oldid=- (Version vom 21.9.2022)