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Werk, dessen Mängeln (Ueberschwänglichkeit u. a.) sehr bedeutende Vorzüge, vor allem umfassende Quellenkenntniss und Quellenverwerthung, gegenüberstehen. Die Monographie A. Bachmann’s, „Böhmen und seine Nachbarländer unter Georg von Podiebrad 1458–1461“ u. s. w. (Prag 1878), und dessen „Reichsgeschichte unter K. Friedrich III. und Maximilian I.“, 1. Bd. (Leipzig 1884), rectificiren unter Verwerthung der Arbeiten Markgraf’s, Voigt’s u. a. Band IV, Abth. 2 der G. Böhmens von Palacky so sehr, dass der Verf. die Darstellungsweise Palacky’s als „in mehrfachen Beziehungen historischen Roman mit dem Haupthelden Georg Podiebrad und nicht mehr historische Darlegung“ bezeichnen durfte. W. Tomek’s in vieler Hinsicht so gründliche und verdienstliche Geschichte der Stadt Prag versucht in Bd. VI und VII (Prag 1885–1886) umsonst die Auffassung Palacky’s in der entscheidenden religiösen Frage zu halten. Wie sehr Tomek in nationalen Fragen die sonstige Objectivität abgeht, beweist klarer als eine lange Deduction die Behauptung in der Vorrede zu Bd. VII, dass jetzt Deutsche in- und ausländische Geschichtschreiber, ähnlich wie einst Dümmler, Büdinger, Lorenz gegenüber Palacky’s Darstellung der ältesten Böhmischen Geschichte, „zum Theile aus einem gewissen nationalen Hasse sich bemühen“, König Georg „seinen Ruhm und sein Verdienst zu nehmen“ (S. 2)[1]. Und diese schwere Anklage ist mit keinem Worte bewiesen! Die Folge ist nur die, dass Tomek’s VII. Band in der Zeichnung der allgemeinen politischen Verhältnisse des Landes gegen seine Vorgänger einen entschiedenen Rückschritt bezeichnet.

H. Hallwich’s Werk über Wallenstein’s Ausgang wurde erwähnt. Seine Beweisführung erscheint direct und indirect gestützt durch spätere Publicationen, so „Heinrich Matthias Thurn als Zeuge im Process Wallenstein“ (Leipzig 1883); Gestalten aus Wallenstein’s Lager: „Johann Merode“ (Leipzig 1885) und „Johann Aldringer“ (ebd. 1885); „Wallenstein und Waldstein" (ebd. 1887); „Gindely’s Waldstein“, MV 26 v. J. 1887[2]. Ist auch dadurch die Hauptfrage noch immer nicht

  1. Wörtlich: „Von dem Zeitpunkte angefangen, in dem in dem unsterblichen Werke Palacky’s die Grösse dieses Mannes (Podiebrad’s) dargethan wurde, erhoben sich einige Stimmen unter den Deutschen Historikern, wie anderswo so auch in Böhmen selbst, die sich bemühten (vynasnažili), ihm seinen Ruhm und seine Verdienste zu rauben.“ „Děje se to dilem z jakési závisti národní“ etc. Sollen wir in Böhmen nie die Person von der Sache trennen lernen?
  2. Vgl. hier gleich noch Hallwich’s Aufsätze: „Wallenstein’s erste Berufung zum Generalat“, Z. f. allgem. G. u. s. w. I. Stuttgart 1884; „Auf Wallenstein’s Spuren“, Daheim 1887. Ueber die neuere Wallenstein-Lit. s. Gegenwart Bd. 31, 1887.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_135.jpg&oldid=- (Version vom 27.8.2018)