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J. Knieschek; „Der Czechische Tristram und seine Dt. Vorlagen“, MV 22, von dems.; „Das Verhältniss des Ackermann zum Tkadleček und die Hypothese einer gemeinsamen Vorlage“, MV 16, von dems.; J. Knieschek ist es endlich auch, der, ziemlich allein von Deutscher Seite, sich mit den Aufsätzen „Zu dem Gedichte Ludische und Lubor in der Königinhofer Hs.“, MV 25, und „Der Streit um die Königinhofer und Grüneberger Hs.“ (Prag 1888, Verl. d. V. f. Verbreit. gemeinnütz. Kenntnisse) mit Erfolg an der Lösung dieser Fragen betheiligt hat.

Noch ist der mit unglaublicher Heftigkeit geführte Streit nicht beendet, so sehr auch bereits Sieg und Niederlage entschieden scheinen. Da er zum Theile in Czechischer Sprache geführt wurde, da es sich hier um vielverwerthete und wichtige Grundlagen der Altböhmischen Volks-Rechts-Sprach- und Literaturgeschichte handelt, da diese Fehde vielfach typisch ist für die Kampfesweise hier zu Lande, und endlich die gelegentlichen Bemerkungen Vančura’s a. a. O. schwerlich ausreichend orientiren, folgen hier darüber noch einige Worte.

Ende 1885 erschien von Prof. J. Gebauer (Czech. Univ.) in Ersch’s und Gruber’s Encyklopädie ein Artikel über die Königinhofer Handschrift, in dem unter anderem bemerkt wird, dass, wie Hanka in Verdacht gerathen sei, Altböhmische Texte gefälscht zu haben und ihm solche Fälschungen auch nachgewiesen seien, so auch alles, was seiner Provenienz nach mit Hanka zusammenhängt, und darum auch die Kön. Hs., kritisch geprüft werden müsse. Obwohl G. sich zunächst damit begnügte, die Sprache der Kön. H. als vom gewöhnlichen Altböhmischen stark abweichend, ihren Inhalt als mit älteren und jüngeren Texten vielfach übereinstimmend zu bezeichnen, obwohl er mit der Forderung, das Manuscript solle einer genauen chemischen und paläographischen Prüfung unterzogen werden, nur verlangte, was der Verwaltungsausschuss des Böhm. Museums als des Eigenthümers der Kön. Hs. bereits 1880 selbst angeordnet hatte, war damit das Signal zum heftigsten Kampfe gegeben. Zunächst brachte eine scharfe Entgegnung Prof. Hattala’s (Czech. Univ.), die aber nicht etwa in einer wissenschaftlichen Zeitschrift oder selbständig, sondern in den Jungczechischen „Narodní listy“ erschien, G. dazu, seine Meinung weiter zu begründen. In dem Artikel „Nothwendigkeit weiterer Prüfungen der Kön. Hs. und Grünberger Handschrift“ im „Athenäum“ (Prag, Februar 1886), wies G. volle zwanzig Kategorien von Fehlern auf, ohne sie, wie er sagt, erschöpft zu haben, darunter solche, die sich nie im Altböhmischen, wohl aber in Hanka’s „Einführung ins Altböhmische“ finden, die dieser kurz vor der Auffindung der Handschriften hatte erscheinen lassen. G.’s Beweise waren schlagend; die gegnerischen Philologen wussten nichts zu antworten.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_144.jpg&oldid=- (Version vom 27.8.2018)