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Provinzialen für die Vandaler erhoben[1]), ferner ihrer Verweichlichung und Feigheit, die sie Maurische Völker zu ihrer Vertheidigung herbeiziehen liess, der geringeren Leistungsfähigkeit ihres leichten Reiterheeres gegenüber der Byzantinischen schweren Cavallerie, wie dem Verfall von Heer und Flotte überhaupt, der Erbfolge nach dem Seniorat und schliesslich der kurzsichtigen Politik Gelimer’s, den er mit einer vielleicht zu geistreichen Wendung den ersten Deutschen Romantiker auf dem Throne nennt. Die Geschichte des Feldzuges selbst sodann bietet manchen neuen Gesichtspunkt dar.

L. M. Hartmann’s Untersuchungen zur Geschichte der Byzantinischen Verwaltung in Italien (540–750)[2] sind eine um so willkommenere Gabe, als wir auf dem Gebiete der Byzantin. Verwaltungsgeschichte noch sehr im Dunkeln tappen. Die Zahl der Arbeiten, die sich mit solcher bisher beschäftigt haben, ist äusserst gering, und meist sind dieselben nur entstanden im Anschluss an andere Untersuchungen. Die Hartmann’s haben ein Pendant in Ch. Diehl’s viel umfangreicheren Etudes sur l’administration byzantine dans l’exarchat de Ravenne[3], die eine Menge feiner Beobachtungen enthalten. Beide Arbeiten kommen vielfach zu denselben Resultaten, in manchen Punkten stehen sie sich auch wieder schnurstracks gegenüber. Das Buch Hartmann’s, welches auf ebenso guten historischen wie juristischen Kenntnissen fusst, ist eine recht gediegene Arbeit. Es gibt zuerst eine Geschichte der Byzantinischen Exarchen, deren Stellung in der Beamtenhierarchie ausführlich erörtert wird, sodann werden die verschiedenen Civil- und Militärämter, endlich – und dies ist das interessanteste Capitel des ganzen Buches – die Finanzverwaltung behandelt.

Die Arbeit K. Groh’s über den Kaiser Justin II.[4], an die sich in den Ankündigungen des Teubner’schen Verlags eine recht unerquickliche Polemik mit dem verdienten Prof. Hertzberg knüpfte, verwerthet, so viel ich sehe, zum ersten Male für diese Partie der

  1. Vgl. übrigens damit die besondere Abhandlung von Pötsch: Victor von Vita und die Kirchenverfolgung im Wandalenreiche. In: Gebhardt und Harnack, Texte und Untersuch. zur Gesch. der altchristl. Lit. 1887. Ausserdem als Programm des Realgymnasiums Döbeln erschienen. Nach Victor’s Darstellung freilich kommt man zur entgegengesetzten Ansicht, auch wenn man annehmen wollte, dass dieselbe durchaus parteilich sei.
  2. Leipzig, Hirzel. 1889.
  3. In der Bibl. des écoles d’Athènes et de Rome, fasc. 53. Paris, Thorin.
  4. Kurt Groh, G. d. Oström. Kaisers Justin II. nebst d. Qn.; Hall. Preisschrift. Lpz., Teubner. 1889. 120 p.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_210.jpg&oldid=- (Version vom 10.12.2022)