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durch welches uns ein Bild der Lehensverfassung des Lateinischen Orients gewährt wird, wie es sonst kaum aus einer andern Arbeit zu fassen sein wird. Man wird desshalb die Fortsetzung der Arbeit nur lebhaft wünschen können, ein endgiltiges Urtheil über dieselbe behalten wir uns bis nach ihrer Vollendung vor.

Die Geschichte Athens unter der Türkenherrschaft[1] von Dem. Kampouroglos ist ein auf mehrere Bände berechnetes Werk (jeder Band in 9–10 Lieferungen erscheinend), von dem mir bis jetzt der 1. Band vorliegt. Gleichzeitig erscheinen von demselben Verfasser Μνημεῖα, in welchen alle möglichen Quellen zur Geschichte Athens zum Abdruck kommen sollen. – Das Hauptwerk, die Frucht einer 15jährigen Arbeit, wie der Verf. versichert, ist weniger für Gelehrte von Fach als für Jedermann geschrieben, der eine Episode der Athenischen Geschichte genauer kennen lernen will, die bisher zwar auch schon von verschiedenen Griechischen Forschern bearbeitet worden war, aber noch immer zu den dunkelsten Partien in der Geschichte der hehren Stadt gehört hat, da die Türkenherrschaft so gut wie keine historischen Documente hinterlassen hat, und manche historische Spur, hauptsächlich im Freiheitskriege, von den Griechen selbst vernichtet wurde. Verf. will eine innere Geschichte Athens schreiben, welche das bürgerliche, öffentliche wie private Leben der Athener bis in seine feinsten Fäden hin verfolgen soll, und zwar alles zu dem Zweck, den Athenern zu beweisen, dass sie die echten Nachkommen ihrer Väter sind, dass kein fremdes Reis dem alten Stamme je eingepfropft worden sei. Ob mit der das ganze Werk durchziehenden patriotischen Gesinnung die Ausführung die gleiche Stufe innehält, ist eine andere Frage. Ich möchte zuerst verneinen, dass das Buch für Jedermann lesbar sei; dazu ist es viel zu breit angelegt und – was damit zusammenhängt – nach einer merkwürdigen Methode gearbeitet, die auf der einen Seite dem Gelehrten nicht genügt, auf der anderen für den „gebildeten“ Leser zu hoch ist. Die ersten 7 Hefte beschäftigen sich nämlich mit der Quellenkunde der betreffenden Periode und bringen nun bunt durcheinander kritische Erörterungen, Auszüge aus den Quellen, Gedichte u. s. w., und was wir gewöhnlich in den Anmerkungen unterzubringen suchen, das ist mit in den Text hineinverwebt. Sodann verdunkelt dem Verf. sein Patriotismus öfters das kritische Auge. Fast alle Zeugnisse gleichzeitiger Griechen, die für Athen ungünstig lauten, sucht K. entweder zu verwerfen oder in ihrem Werthe abzuschwächen,

  1. Δημητρίου Γρ. Καμπουρόγλου ἱστορία τῶν Ἀθηναίων. Τουρκοκρατία. Ἐκδίδοται ὑπὸ Ἀλεξάνδρου Παπαγεωργίου τῇ ἀρώγῃ τοῦ δήμου Ἀθηναίων. Ἐν Ἀθήναις ἐκ τοῦ τυπογραφείου Ἀλεξ. Παπαγεωργίου 1889.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_217.jpg&oldid=- (Version vom 10.12.2022)