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Aber schon wenige Tage danach sieht Louvois die Dinge wesentlich anders an und entwickelt einen neuen Plan, der scheinbar nur darauf angelegt war, einen vom militärischen Standpunkte aus berechtigten Wunsch des Königs in einer Weise zu erfüllen, die über das dabei zunächst Beabsichtigte weit hinausging, thatsächlich aber Louvois’ eigene unbarmherzige Intentionen vermittelst einer vollendeten Thatsache verwirklichen sollte. Am 4. October nämlich, also noch während des ersten Stadiums der Belagerung von Philippsburg, schreibt er an Duras, dieser wisse ja, wie viel dem König an Mannheim liege, und werde derselbe sicher nichts versäumen, um die Stadt zu nehmen oder wenigstens, wenn es möglich sei, völlig niederbrennen zu lassen[1]. Also auch hier macht die Brandlegung im grössten Stil einen wesentlichen Bestandtheil der Louvois’schen Kriegskunst aus. Diese wollte, wenn sie Mannheim nicht zu dem vornehmsten Stützpunkt für ihre ferneren Operationen machen konnte, die Stadt einfach vernichten. Was dabei aber der Zusatz, Mannheim möge verbrannt werden, „wenn dies möglich ist“, recht besagen will, kann man aus einer deutlichen Aeusserung Louvois’ in einem entsprechenden Fall entnehmen. Am 30. November 1688 benachrichtigt er d’Huxelles, der König erwarte baldigst die Meldung, dass seine Befehle zur Niederlegung der Befestigungen von Boppard und Rees vollzogen seien; offenbar nicht mehr im Auftrag des Königs, sondern von sich aus, fügt er dann hinzu: Wenn Sie aber diese Plätze durch eine Streifpartie niederbrennen könnten, welche dies ohne Befehl dazu zu thun schienen, so könnte das nur sehr nützlich sein. Ebenso empfiehlt er mit einem andern Ort (S. Germer?) zu verfahren, vorausgesetzt, dass das geschehen könnte, ohne dass man sich compromittire[2]. Brandlegen wollte Louvois also bereits damals, nur sollte die Vorsätzlichkeit nicht offenbar werden, sondern dem Anschein nach entweder

  1. Lettr. mil. V S. 18: que vous n’oublierez rien pour la réduire, si la chose est faisable, ou du moins pour la brûler absolument, si cela est possible.
  2. Lettr. mil. V S. 170–71: Mais quand vous feriez brûler ces postes-là que par quelque parti qui ne parut point avoir l’ordre, cela ne pourroit être que fort utile. S. Majesté seroit très-aise, que l’on brûlât aussi S. Germer, pourvu que ce dessein puisse s’exécuter sans se commettre.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_253.jpg&oldid=- (Version vom 16.12.2022)