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macht, fährt Chamlay wörtlich fort: „Je crois, qu’il seroit du service de Sa Majesté[WS 1] de peur de se trouver tout d’un coup accablé de démolitions de places, qui dans le moment, qu’on parleroit de conclure un traité, cabreroient infailliblement les Allemands, de travailler dès à présent à la démolition de plusieurs, qu’il est important de ruiner afin qu’elles ne puissent vous être à charge dans une autre guerre.“ Im Hinblick also auf die Wahrscheinlichkeit eines baldigen Friedens soll man, so lautet Chamlay’s Rath, gleich jetzt mit der Zerstörung, d. h. der Entfestigung derjenigen Plätze den Anfang machen, durch die man in Zukunft im Fall eines Krieges nicht mehr belästigt sein will, um diese Arbeit nicht erst mit Beginn der Friedensverhandlungen in Angriff nehmen zu müssen, wo man selbst durch ihre Massenhaftigkeit belästigt werden, bei den Deutschen aber nur Erbitterung erregen würde. Durch die sofortige Entfestigung der Plätze soll eine vollendete Thatsache geschaffen werden[1], welche es überflüssig macht, dieselbe erst im Frieden als ein Zugeständniss an Frankreich von Kaiser und Reich zu erwirken. Als Plätze, deren Werke fallen müssen, nennt Chamlay nun Speier, Neustadt, Alzey, Kreuznach, Oppenheim, Kaiserslautern und Frankenthal (das damals noch nicht genommen war), ferner Bingen, Bacharach und Rheinfels. Sollte der Krieg – wider Erwarten – fortdauern, so könnte man diese Städte immer noch als Winterquartiere benutzen, indem man die Breschen mit Pallisaden sperre[2]. Diese letzte Wendung lehrt nun ganz unzweifelhaft, dass Chamlay nicht im Entferntesten an eine Zerstörung der genannten Städte dachte, sondern diese nur durch theilweises Niederreissen ihrer Befestigungen, die durch Breschelegen entwerthet werden sollten, vertheidigungsunfähig und damit für den Kaiser zu Waffenplätzen gegen Frankreich unbrauchbar machen wollte. Das wird auch dadurch erwiesen, dass Chamlay gleich im nächsten Jahr erklärt, Worms möchte er gern als Festung erhalten, ja, wo möglich, als solche erst recht hergerichtet sehen, um den Rhein nicht ganz ungedeckt zu lassen und zwischen Philippsburg und Mainz noch einen festen Platz zu haben. Jede andere Deutung seiner

  1. Ebendas.: Si la paix se fait, ce sera une affaire consommée.
  2. On n’y laissera pas d’y mettre des troupes en quartier d’hyver, en palissadant les brêches.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Majésté
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_255.jpg&oldid=- (Version vom 16.12.2022)