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darüber, wie die Zerstörungsarbeit schneller und gründlicher als in Mannheim gethan werden könnte[1]. Da die meisten Häuser aus Holz gebaut seien, so empfiehlt er die Brandlegung; was von den Steinbauten an Mauern und Pfeilern stehen bleiben würde, lasse sich ja nachher mit Leichtigkeit niederwerfen[2]. Aber Duras schreckte doch vor einem so Ungeheuren zurück, nicht bloss weil er weichherziger war als Louvois und die Vollstrecker der bisher geschehenen Brandlegungen, sondern weil er auch die verhängnisvollen Folgen erwog, welche solche Thaten für den Ruf des Königs haben mussten. Er hielt es für seine Pflicht, eine Massregel von solcher Tragweite, die ganz Europa auf das Furchtbarste gegen den König aufbringen musste, diesem zu nochmaliger Erwägung zu empfehlen und darnach erst seine endgültigen Befehle zu erbitten, deren schleunige Ausführung er durch die inzwischen getroffenen Vorbereitungen sicher stellte[3]. Dass Chamlay, der sich bei Duras befand, die Bedenken seines Vorgesetzten scheinbar theilte und auch seinerseits befürwortete, unter der Hand aber sich darüber lustig machte, wie Rousset zeigt[4], wirft freilich kein vortheilhaftes Licht auf seinen Charakter und zeigt, wie auch er, der anfangs ganz anders zu verfahren gerathen hatte, sich allzu geschmeidig um die Gunst des Ministers bemühte, bietet aber doch noch keinen Grund zu der Behauptung, er und nicht Louvois sei der Erfinder der barbarischen Französischen Kriegführung. Wenn am 28. Mai der Befehl zur Execution der beiden Städte einlief, so war die Entscheidung des Königs in diesem Sinne ohne alle Frage nur durch die Autorität Louvois’ herbeigeführt worden.

Das Furchtbare dabei war nur, dass auf der abschüssigen

  1. Lettr. mil. VI S. 10–11.
  2. Ebendas.: Ainsi je crois, qu’il vaut mieux brûler ces villes et en suite on jettera aisément à bas les pignons et murailles que le feu aura épargnés, qui ne seront pas considérables, parceque la plupart des maisons sont bâties de bois.
  3. Lettr. mil. VI S. 17–18: la douleur de détruire des villes aussi considérables – m’a porté de représenter à S. Maj. le mauvais effet, qu’une pareille désolation pourroit faire dans le monde – und weiterhin: La ruine de ces villes-là – – est un parti fort fâcheux et donne à toute l’Europe des impressions d’aversion terribles u. s. w.
  4. Rousset IV S. 178 ff. Vgl. Chamlay’s Brief vom 28. Mai. Lettr. mil. VI S. 34–35.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_272.jpg&oldid=- (Version vom 16.12.2022)