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da Erard de Valéry nicht zu Karl’s Unterthanen gehörte, vielmehr nur zufällig auf der Reise vom heiligen Land nach Frankreich ins Königreich gekommen war[1].

Ebenso wenig kann es nach meiner Ansicht etwas beweisen, dass der Held von Alba von verschiedenen Schriftstellern mit verschiedenen Namen genannt wird – Erard und Alardo sind doch nur als die Französische und Italienische Form ein und desselben Namens aufzufassen[2].

Am wenigsten glücklich scheint mir für diesen weitgetriebenen Zweifel das argumentum e silentio verwerthet worden zu sein. In einem Bericht, wie ihn z. B., um nur eine der wichtigsten,

    seinen Getreuen gemachten Schenkungen wird an 32. Stelle aufgeführt Erart mit 150 livrees de terre. Dass der hier genannte Erart aber Erart de Valery sein sollte, erscheint durchaus unwahrscheinlich. Soweit ich die Namen dieses Verzeichnisses controliren kann – ich nenne Gui de Montfort, Guillaume l’Estandard; Jehan Britaud (Bricaud), Jehan de Clari, Dru de Biaumont, Amelin de Courbein – nennt dasselbe nur Herren, die in Karl’s Italienischem Königreich dauernd ansässig geworden waren, was für Erard de Valery nicht zutrifft. Ausserdem steht das geringfügige Geschenk – andere erhalten ganze Grafschaften, oder 700, 600, 500, 400, 200 livrees de terre, nur ein paar bekommen weniger als 150 livrees – ausser jedem Verhältniss zu den Verdiensten, die der König dem Erard de Valery zu lohnen gehabt hätte.

  1. In Frankreich ist Erard de Valéry später in seinem Kreuzfahrerberuf thätig, vgl. den Brief Gregor’s X., Lyon, 31. December 1274: „Erardo domino Valeriaci camerario, Imberto domino Bellijoci constabulario Franciae, Theobald Castegnier et Gerardo de Morbay mandat, ut [Philippo] regi Franciae, a quo pro utilitate terrae sanctae 25 000 marcharum argenti in mutuum acceperant, dictam summam de subsidiis eiusdem terrae et praesertim de pecunia Tunisii cuius administratio eis commissa est, restituant“. (So nach Andr. Duchesne, Hist. généalogique de la maison de Chasteigners, Paris 1634, p. 7: Potthast, Reg. Nr. 20 978.) Vgl. ferner den Brief Gregor’s X., Vienne, 26. Sept. 1275: „Erardo de Valeriaco camerario Franciae qui crucis signaculum assumpsit, 2000 marcharum sterlingorum de decima regni Navarrae subsidio terrae sanctae deputata concedit, cum propter hoc grandia subire oporteat onera expensarum“. (So nach Campi, Piacenza II, 483 Nr. 220 [mit falschem Datum 6 Kal. Nov. statt Oct.]: Potthast Nr. 21 079.)
  2. Das Johann Ballari des Bartholomäus de Neocastro ist natürlich wegen der Zufügung des Familiennamens auch bedeutungslos, und der Autor hat sicher dieselbe Persönlichkeit im Auge, der er nur einen unrichtigen Vornamen gibt. Der Name Wilhelm wird Erard nie beigelegt, sondern in der Chronique de Morée wird Wilhelm von Villehardouin in seine Rolle eingestellt.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_310.jpg&oldid=- (Version vom 12.10.2022)