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zwischen beiden Heeren bildete. Den Franzosen bot dies Hinderniss den Vortheil, der bei ihrer Minderzahl nicht zu unterschätzen war, sich zunächst vertheidigend zu verhalten und in voller Ruhe rückwärts ihre Anordnungen zu treffen. Es hängt wohl mit dieser sich ergebenden Lage zusammen, dass Karl zunächst ein Eingreifen des von ihm geführten dritten Treffens nicht voraussah, und bei demselben eine Messe lesen liess[1].

An der Brücke wurde scharmützelt, ohne dass es den Deutschen gelungen wäre, den Uebergang zu erzwingen, die Abtheilungen der ersten Treffen von beiden Seiten breiteten sich rechts und links von der Brücke an den Ufern des zwar mit steilen Ufern eingeschnittenen aber gewiss nicht sehr breiten Giessbaches aus. Aber ganz unerwarteter Weise erfolgte eine entscheidende Wendung. Als der Vormarsch von Konradin’s Heer durch das Hinderniss, das sich entgegenstellte, zum Stehen gekommen war, brach Heinrich von Castilien mit dem zweiten Treffen nach rechts aus der bisherigen Marschrichtung aus, und zog mit demselben, von den Gegnern unbemerkt, den Giessbach abwärts. Er fand hier eine Stelle, wo die Beschaffenheit der Ufer es möglich machte, den Giessbach zu überschreiten[2]. Hier bewerkstelligte er mit

  1. Ann. S. Justinae Patavini, Mon. Germ. SS. XIX, 190. Ricobaldus Ferrariensis, Mur. SS. XI, 136. Nach dem Siegesbericht Karl’s will es scheinen, als hätte auch er zunächst noch keine Kenntniss von dem beide Heere trennenden Giessbach gehabt: „Sequenti autem die Jovis, orto iam sole, hostes de locis istis subito recedentes, ceperunt prosequi ultra flumen, quod inter utrumque decurrebat exercitum infaustis eorum auspiciis iter suum; quod ego diligenter advertens, statim in predicti campi Palentini planitiem – – – descendi maturis gressibus ex adverso, et cum crederem eos ulterius processuros, ipsi castra sua super ripam fluminis prope villani Pontium suis tamen aciebus nullatenus dissolutis, preter spem meam et meorum omnium posuerunt“. Der Ausdruck „castra ponere“ heisst hier nur „Halt machen“, wie sich schon aus dem Zusatz: „aciebus nullatenus dissolutis“ ergibt. Die Villa Pontium lag jenseits des die beiden Heere trennenden Wasserlaufs, vgl. Ficker a. a. O. S. 38. Zu der ebendort von Ficker behandelten Angabe der Annales Cavenses, Mon. Germ. SS. III, 194, wo es heisst: „venit inter Albam et Pontum, et ibi sua castra defixit“, sei hier bemerkt, dass dieselbe nur aus einer ungeschickt verkürzenden Benutzung von Karl’s Siegesbericht an den Papst herrührt.
  2. Primatus S. 658: il descendirent au plus bas du fleuve la ou l’eau estoit et plus plate et plus lee, et la ou les rives estoient rompues, et estoit la le pas acoustumee par ou les chevaus aloient qui passoient a gue.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_326.jpg&oldid=- (Version vom 13.10.2022)