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gebührt der erste Platz zweifellos der Académie royale und der Commission royale d’histoire.

Die Akademie, gegründet im Jahre 1772 durch die Kaiserin Maria-Theresia, ging zu Grunde bei der Annexion durch Frankreich; wiedererrichtet durch König Wilhelm im Jahre 1816, erhielt sie dann ihre gegenwärtige Organisation durch König Leopold I. im Jahre 1845[1]. Sie gliedert sich in drei Classen: Sciences, lettres und beaux-arts; jede derselben zählt 30 ordentliche, 10 einheimische correspondirende und 50 auswärtige Mitglieder (membres, correspondants, associés). Die Sitzungen derselben sind der Geschichte, der Archäologie, der alten und neuen Literatur, der Philosophie und den Gesellschaftswissenschaften (sciences morales et politiques) gewidmet; sie veröffentlicht ferner Abhandlungen (Mémoires) ihrer Mitglieder, „Mémoires couronnés“ und Abhandlungen ausländischer Gelehrter, ein „Bulletin des séances“, ein „Annuaire“ und eine „Biographie nationale“, welche letztere Artikel über alle Belgier bringt, die irgend einen Anspruch auf das Andenken der Nachwelt besitzen.

Von den 6 Preisaufgaben, welche die Akademie jährlich stellt, pflegen drei oder vier historisch zu sein. Die ausgesetzten Preise schwanken zwischen 600 und 1000 Francs. Unabhängig von diesen Preisausschreiben existirt noch ein alle fünf Jahre verliehener Preis von 5000 Francs für das beste innerhalb dieses Zeitraums geschriebene Werk eines Belgischen Autors über die Landesgeschichte, und ein fünfjähriger Preis von gleicher Höhe, der sich auf die historischen Wissenschaften im Allgemeinen bezieht. Preise sind auch von Privatleuten begründet worden in der Absicht, das Studium der vaterländischen Geschichte zu befördern. Erwähnt seien die Prix de Stassart, einer von 3000, der andere von 300 Francs, der Prix Saint-Genois von 450 Francs, der Prix Anton Bergmann von 2000 Francs.

Die Akademie hat endlich mehrere ihrer Mitglieder beauftragt, die Werke der grossen Belgischen Geschichtschreiber herauszugeben. Auf Veranlassung der Akademie hat Kervyn de Lettenhove die Chroniques de Froissart, die Lettres et négociations de Philippe de Commines, die Oeuvres de Georges Chastellain, und Polain die Vrayes Chroniques de Messire Jehan Le Bel (1863) herausgegeben.

Die Commission royale d’histoire ist im Jahre 1836 gegründet und hat jedes Jahr Französ., Vlämische und Latein. Chroniken veröffentlicht, daneben noch aus den Archiven eine Menge werthvoller

  1. Vgl. Mailly, Histoire de l’académie impériale et royale des sciences et des belles lettres de Bruxelles. 2 Vol. Bruxelles 1883. 8°. 720; 406 p.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_379.jpg&oldid=- (Version vom 18.12.2022)