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In Betreff der Etymologie des Wortes Recht kann ich mich kürzer fassen unter Hinweis auf die erschöpfende Behandlung dieses Gegenstandes in der Deutschen Rechtsgeschichte von Brunner im Abschnitt über das Recht und seine Erkenntnissquellen und unter Verweisung auf die einschlägigen Abhandlungen in den bereits angeführten etymologischen Wörterbüchern, im Besonderen aber auf die vortreffliche Zusammenstellung der massgebenden Ausdrücke bei von Amira in Paul’s Grundriss der Germanischen Philologie[1].

Als Bezeichnungen der Rechtsordnung überliefern uns die Germanischen Sprachen die Ausdrücke lag, êwa, vitoth.

Während das Hochdeutsche den ersteren Ausdruck nur in der Zusammensetzung urlac mit der Bedeutung fatum, decretum überliefert, ist uns die Wurzel lag in der Bedeutung von lex bei den Niederdeutschen und Skandinavischen Stämmen bezeugt. Es ist zu verweisen auf Graff[2]; dann für das Altsächsische lag, lagu, und das Nordische lag und utlegđ auf die oben angegebene Literatur; für das Mittelniederdeutsche auf Schiller und Lübben[3]; für das Altfriesische laga und lag, log und laow, auf v. Richthofen[4] und Doornkaat-Koolman[5]; für das Angelsächsische lagh und utlagare auf Schmid[6], für das Englische law auf Bosworth, Wright; über das nach Jordanes[7] Gothische belagines mit der Bedeutung Gesetze, welches Wort J. Grimm[8] auf ein Gothisches bilaghian zurückführt und ein Gothisches bilagineis, Satzungen, vermuthet, vergleiche Brunner[9] und v. Amira[10];

  1. H. Paul, Grundriss der Germanischen Philologie etc. II. Bd. 2. Abth. Lfg. 1. Strassburg 1889. S. 41.
  2. Graff, Althochdt. Sprachschatz. II, 96.
  3. Schiller und Lübben, a. a. O. II, 608.
  4. K. v. Richthofen, Altfriesisches Wörterbuch. 1840. S. 883.
  5. J. ten Doornkaat-Koolman, Wörterbuch der Ostfriesischen Sprache. 1879 ff.
  6. R. Schmid, Glossar in dessen Gesetze der Anglosachsen. 1858. S. 621.
  7. Jordanes, c. 11: propriis legibus vivere fecit, quas usque nunc conscriptas belagines nuncupant. Vgl. hierzu vor allem die Erörterungen von Möllenhoff. (Anmerkungen zu Mommsen’s Ausgabe.)
  8. J. Grimm, Geschichte der Deutschen Sprache. I, 453.
  9. Brunner, Dt. Rechts-G. I, 109. Note 2.
  10. v. Amira, a. a. O. S. 50 und S. 72. Note 95.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_006.jpg&oldid=- (Version vom 20.12.2022)