Seite:De DZfG 1891 05 304.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Mit Hinweis auf die Französischen Intriguen in Schweden und die drohende Einberufung eines ausserordentlichen Reichstages hiess es in dem Erlasse an Osterman, er solle zur Ermunterung der „wohlgesinnten Patrioten“ sowie zum Beweise der aufrichtigen Freundschaft des Russischen Hofes die Bereitwilligkeit der Kaiserin betonen, die seit 1746 rückständigen Subsidiengelder im Betrage von 300 000 Rubeln ratenweise abzuzahlen, und die „Patrioten“ des kräftigsten Beistandes versichern, wenn sie sich bestreben wollten, auf einem etwaigen ausserordentlichen Reichstage das Gleichgewicht zwischen König, Reichsrath und Reichsständen den alten Fundamentalgesetzen gemäss aufrecht zu erhalten. Auch wurden ihm zur „Aufmunterung seiner Freunde 30 000, an Tischgeldern monatlich 500, zur Reichstagszeit 1000 Rubel zugesichert, damit er „durch häufige Gastmähler und andere Lockmittel“ neue Freunde gewinnen und den Plänen Russlands geneigt machen könne[1].

Vorsichtiger musste man in Dänemark zu Werke gehen, da Frankreich dort noch immer über zahlreiche Freunde verfügte. Desshalb begnügte sich die Russische Regierung auch zunächst damit, dem durch sein brutales Benehmen in Stockholm uns schon bekannten Freiherrn v. Korff den Befehl zu übermitteln, er solle beim Kopenhagener Hofe in diskreter Weise insinuiren, dass die vereinten Bemühungen Russlands und Dänemarks am ehesten die von Dänemark so sehr gefürchtete Wiederherstellung der Souveränität in Schweden verhindern könnten, und dass die beiden Länder infolge ihrer übereinstimmenden Interessen in gleicher Weise auf Erreichung dieses Zieles kräftig hinarbeiten müssten[2].

Die allerschwierigste Aufgabe harrte der Russischen Diplomatie aber in England, wo, wie schon im zweiten Kapitel erwähnt, noch wenige Wochen zuvor ein Bündniss mit Russland hauptsächlich an dem auf Schweden bezüglichen Geheimartikel gescheitert war, so dass man kaum hoffen durfte, das Londoner Ministerium werde sich zu einem einträchtigen Zusammenwirken mit Russland behufs Aufrechterhaltung der Schwedischen Regierungsform von 1720 und zur Aufwendung von Geldern zu

  1. Petersburg 22. October/2. November [Russ.], Sbornik LI, 44–49.
  2. Petersburg 22. October/2. November [Russ.], Sbornik LI, 49–50.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_304.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)