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sich ebensowenig wie früher zu erwärmen. Da aber Panin zu Solms im Verlaufe der zweiten Unterredung selbst kleinlaut geäussert hatte, jene Allianz werde wohl „Jahre“ bis zu ihrer Vollendung erfordern, so hütete der Preussische König sich wohlweislich, seine wahre Gesinnung schon jetzt kund zu thun. Im Gegentheil liess er in seinen Schreiben nach Petersburg den Wunsch durchblicken, England möge zu den Kosten des Wahlfeldzuges in Schweden freigebig beisteuern und in treuer Gemeinschaft mit Russland dem Französischen Einfluss ein Ziel setzen[1] und erschöpfte sich in Liebenswürdigkeiten gegen Panin, indem er ihm die Berichte Cocceiji’s abschriftlich übersandte[2] und diesem nochmals einschärfte, mit Osterman einen freundschaftlichen Verkehr zu pflegen und, wofern Frankreich in der That den Schwedischen Hof mit gutem Erfolg durch „chimärische Hoffnungen“ zu „ködern“ versuche, mit den Majestäten vertraulich zu reden und sie „auf gute Weise“ von „Projecten“ abzubringen, „die, anstatt ihre Lage zu bessern, ihnen nur die ärgerlichsten Ungelegenheiten zuziehen könnten“[3].

Dieses Vorgehen des Preussischen Monarchen erregte in Petersburg, wo es Anfang September bekannt wurde[4], allenthalben lebhafteste Befriedigung, zumal schon wenige Tage später aus Stockholm die Kunde eintraf, dass der Zusammentritt eines ausserordentlichen Reichstages vom Reichsrath endgültig auf den 15. Jan. 1765 anberaumt worden war[5]. Denn jetzt galt es

  1. Preussische Ministerialnote, 24. September (über „les affaires de Suède“): „Il n’est pas douteux qu’elles ne soyent d’une bien plus grande importance pour l’Angleterre que pour la Russie et qu’il ne serait pas juste que celle-ci y mît seule les frais qui devaient bien plus naturellement retomber sur la première.“ Forschungen zur Deutschen Gesch. IX, 123. – Friedrich an Solms, 9. September: „Je suis charmé de la façon de penser du Cte. Panin sur les affaires de la Suède, par l’intérêt que j’y prends à cause de la Reine Ma Soeur, et il serait à souhaiter que l’Angleterre pût en être mêlée“. Sbornik XXII, 311.
  2. Bernstorff an Schack, 22. September. Corr. minist. II, 181.
  3. Preussische Ministerialnote vom 19. October an Cocceiji.
  4. Vgl. den Gesandtschaftsbericht aus Petersburg vom 4. September bei Raumer III, 386.
  5. Der Reichstag 1760–62 hatte die Eröffnung des Reichstages erst für Mitte October 1765 festgesetzt, und die Hüte versuchten alles, um seine „Anticipation“ zu verhindern. Aber die Finanznoth Schwedens zwang auch sie schliesslich, einer verfrühten Einberufung zuzustimmen, so dass der Beschluss
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_320.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)