Seite:De DZfG 1891 05 321.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

für Russland, schnell den gesammten diplomatischen Apparat in Bewegung zu setzen und unter Berufung auf die Bereitwilligkeit Preussens auch Dänemark und England zu thätigem Beistand auf dem neuen Reichstage zu veranlassen, um, wenn möglich, dem Französischen System in Schweden den Todesstreich zu versetzen.

Anfang September richtete Korff an die Dänische Regierung unter der Hand die Anfrage, ob sie mit Russland, Preussen und England in nähere Verbindung zu treten geneigt sei, um auf dem neuen Schwedischen Reichstage die Verfassungszusätze von 1756 abzuschaffen und „das wahre Schwedische Grundgesetz“ von 1720 wiederherzustellen. Zunächst verhielt Bernstorff sich dem Vorschlage Panin’s gegenüber kühl und misstrauisch, da er aus demselben schliessen zu müssen glaubte, es sei der Königin Ulrike gelungen, nicht nur Preussen und Russland zu täuschen und zur Beförderung ihrer Interessen und „Passionen“ zu bestimmen, sondern auch „die Führer der guten Partei“ völlig einzuschläfern, um sie alsdann in dem Augenblick, wo sie sich am sichersten fühlten, aufs schmählichste zu verrathen[1]. Wie weit seine Befürchtungen gingen, erhellt aus dem Umstand, dass er es nicht verabsäumte, seine Freunde in Schweden eindringlich vor den Ränken und Schlichen ihrer Königin zu warnen und sie gleichzeitig seines Beistandes gegen die Einführung der Souveränität zu vergewissern. Als aber Adolf Friedrich und seine Gemahlin feierlich ihre Unschuld betonten und durch ihre lebhafte Unruhe bekundeten, dass sie von den Plänen ihrer kaiserlichen Nichte zum mindesten eine nur unvollkommene Kenntniss besassen[2], als der mit Bernstorff innig befreundete Reichsrath

    einstimmig erfolgte. Vgl. N. Tengberg, Om kejsarinnan Catharina II’s åsyftade stora nordiska Alliance. S. 29 (Lund, 1863).

  1. Bernstorff an Schack, 22. September. Corr. minist. II, 179–81.
  2. Tengberg a. a. O. S. 30 behauptet, dass Adolf Friedrich und Ulrike „von dem ganzen Plan überhaupt keine Kenntniss besassen“. Dies geht wohl allzu weit. Wenigstens berichtet Cocceiji am 2. November: „S. M. la Reine dans un des premiers entretiens – – – me demanda jusqu’à quel point de vue je croyais que V. M. fut bien aise de voir l’autorité Royale remise en Suède. Je ne balançai pas à Lui répondre que Vous regardiez, Sire, le réglément de l’année 20 comme la base fondamentale du Gouvernement“. Ferner geht uns aus den Depeschen Cocceiji’s vom 29. Mai und 4. September sowie dem Berichte Osterman’s vom 24. August/4. September
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_321.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)