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Englischen Vorschläge in ziemlich zurückhaltender Weise, indem er dieselben zwar nicht als unannehmbar bezeichnete, aber sehr energisch betonte, dass der Londoner Hof weit mehr als der Petersburger ein Interesse an der Verhinderung der Französisch-Schwedischen Allianz besitze, was sich wohl kaum ohne eine bedeutende Subsidienzahlung Englands an Schweden bewerkstelligen liesse[1].

Die Zurückhaltung Galitzin’s erklärt sich leicht daraus, dass die Russische Regierung sich der „Krämerpolitik“[2] des Londoner Ministeriums wohl bewusst war, welches nicht nur mit möglichst geringem Kostenaufwand ein Bündniss zwischen Frankreich und Schweden zu vereiteln, sondern namentlich auch einen Handelsvertrag mit Russland abzuschliessen beabsichtigte, um dort das Erbe der Holländer anzutreten, die bis zur grossen Amsterdamer Handelskrise von 1763 den Russischen Handel fast ausschliesslich beherrscht hatten. Man suchte daher in Petersburg seinen Beistand möglichst theuer zu verkaufen, zumal man von der Erwartung ausging, die seit Herbst 1764 von den Engländern regelmässig aufgefangenen Französischen Gesandtschaftsberichte aus Stockholm und Petersburg mit ihrem für die Grossbritannischen Interessen ungünstigen Inhalt würden den Londoner Hof zu weiteren Concessionen bewegen[3]. Und in der That erwiesen die neuen Verhaltungsbefehle an Buckingham[4] auf Grund seiner Schilderung der Conferenz mit Galitzin, wie richtig die Berechnung der Russischen Regierung gewesen. Denn nunmehr äusserte sich Sandwich bezüglich der Subsidienfrage noch entgegenkommender als früher und sprach sogar von einer gemeinsamen Englisch-Russischen Action auf dem kommenden Schwedischen Reichstage, als deren Hauptpunkte er die

  1. Vgl. Solowjew XXVI, 108. – In Bezug auf diese Conferenz heisst es in der Preussischen Ministerialnote an Cocceiji vom 10. November: „Panin pense d’ailleurs que ce n’est pas tant à la Russie qu’à l’Angleterre à faire des efforts pour l’établissement d’un système en Suède, dont celle-là tirerait seule le plus d’utilité“, eine Reflexion, die durchaus „juste“ erscheine. Vgl. auch Ministerialnote vom 13. November.
  2. Bezüglich des Englischen Vorschlags einer Kostentheilung zwischen Russland und England bemerkt Panin beissend: „C’est ce qu’on dit négocier en vrai marchand“. Solowjew XXVI, 112.
  3. Vgl. die ausführliche Darstellung bei Malmström V, 266 u. 267.
  4. Vom 12. October. Sbornik XII, 183–87.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_324.jpg&oldid=- (Version vom 8.9.2022)