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verhandle und Geld unter ihre Gegner vertheile, sowie nicht minder über die Mützen, „die nach einander Engländer, Russen, Nationalpartei und Hofpartei gewesen wären, aber trotz aller dieser Veränderungen stets nur den eigenen Nutzen im Auge gehabt hätten“, und sie schloss ihre Rede mit einer Drohung: Bisher habe sie noch nichts Bindendes mit der Französischen Regierung abgeschlossen und werde dies auch nur ungern thun. Wenn sie sich aber einmal genöthigt sähe, einen entscheidenden Entschluss zu fassen, so werde sie sich auf die Seite stellen, wo sie die grösste Sicherheit fände. Vergebens betheuerte der Preussische Gesandte die Unschuld der Mützen und Goodricke’s, vergebens versicherte dieser, „der einzige Zweck seiner Mission sei die Vernichtung des Französischen Systems“ und er werde getreulich zu des Hofes Gunsten wirken, „wofern derselbe sich nicht auf die Seite der Französischen Partei schlage“, – die „Wärme“, mit welcher Ulrike wiederholentlich erklärte, man werde sie zu einem entscheidenden Schritte zwingen, liess nur allzu deutlich ihre Geneigtheit zur endgültigen Annahme der Französischen Propositionen erkennen[1].

Kaum waren freilich die von der Russischen Regierung „zur Förderung der Operationen“ bestimmten 50 000 Rubel in Stockholm angelangt[2], als (23. Nov.) der Oberst Sinklaire[WS 1], der beste Vertraute Ulrikens und das einflussreichste Mitglied der Hofpartei[3][WS 2], sich bei Osterman einfand, dem er im Namen des Königspaares eidlich versicherte, dasselbe traue keineswegs den Einflüsterungen der Freunde Frankreichs, werde mit ihnen binnen kurzem gänzlich brechen und alle späteren Schritte mit den Forderungen und Wünschen der Russischen Kaiserin in Einklang bringen. Da er gleichzeitig darauf hinwies, dass man Französischerseits unverzüglich mit Bestechungsversuchen beim Adel beginnen werde, wesshalb der Hof ein gleiches Mittel in Bereitschaft


  1. Vgl. die Depesche Cocceiji’s vom 13. November und den Bericht Goodricke’s gleichen Datums bei Raumer III, 211 u. 212.
  2. Vgl. das Rescript vom 28. October/8. November [Russ.], Sbornik LVII, 51. – Ueber das Datum der Ankunft s. Malmström V, 265 Anm. 3.
  3. Cocceiji berichtet am 28. Februar, schon bei der ersten Audienz habe Ulrike ihm gesagt, „que le Colonel Sinklaire était un homme de confiance à qui je pourrais m’adresser toutes les fois que j’aurais quelque chose à lui faire parvenir“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Fredrik Carl Sinclair, Reiter Kronprinz Gustav’s und enger Vertrauter von Luise Ulrike.
  2. Vorlage (in der Anmerkung): Lui
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_327.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)