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sollte jetzt der grosse Kampf zwischen Frankreich und Russland-England zum Austrag gebracht werden. Mit anderen Worten: der Sieg des Französischen oder Russisch-Englischen Systems in Schweden hatte eine weit mehr als locale, eine Europäische Bedeutung.


IV.
Der Stockholmer Reichstag 1765–66 und die Europäischen Mächte.

Mit einem glänzenden Erfolge der Russen begann die Reichstagssession. Denn bei den Sprecherwahlen siegten ihre Candidaten in allen vier Ständen mit grosser Mehrheit, und die wenigen Anhänger Frankreichs, die – wie z. B. der bei der Landmarschallswahl unterlegene Graf Fersen – in den Geheimen Ausschuss Eingang fanden, verdankten Sitz und Stimme einzig der Gnade ihrer Gegner, welche hierdurch erweisen wollten, dass bei ihnen nicht „der Geist der Verfolgung und persönlichen Hasses“, sondern „die wahre patriotische Richtung“ vorherrschend sei[1].

Dieser Sieg des Antifranzösischen Systems in Schweden wurde für die Haltung Dänemarks zum Petersburger Hofe entscheidend. Bereits Ende Januar versicherte Graf Bernstorff in klarer Erkenntniss der neuen Sachlage, er sei jetzt der Sorge völlig überhoben, dass Russland in Schweden die Souveränität wiederherzustellen beabsichtige[2], und die beiderseitigen Verhandlungen gingen glatt von statten, da die Dänische Regierung an dem Russischen Contraproject vom 3. Dezember 1764 nur wenig auszusetzen fand[3].

Am 11. März wurde zu Petersburg der Allianztractat unterzeichnet, welcher einen für die Geschichte der „Nordischen Frage“ hochbedeutsamen Geheimartikel enthielt. In Anbetracht der Störung nämlich, „welche das gesetzmässige Gleichgewicht zwischen den drei Hauptständen“ in Schweden „durch die seit einiger Zeit in sothanem Reiche eingerissene fremde Influenz in dessen Geschäften“ erfahren, und mit Rücksicht auf die Gefahr

  1. Rescript an Osterman vom 17./28. März 1765 [Russ.], Sbornik LVII, 202.
  2. Bernstorff an Schack, 29. Januar, Corr. minist. II, 191.
  3. Ueber diese Einwände vgl. die Russische Note an den Dänischen Hof vom 21. Februar/4. März [Franz.], Sbornik LVII, 184–86.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_332.jpg&oldid=- (Version vom 10.3.2023)