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da es sich um die persönlichsten Interessen und Wünsche Ulrikens handelte.

Schon im Winter 1750–51 war nach langem, vergeblichem Widerstande des damaligen Thronfolgerpaares die Verlobung des Schwedischen Erbprinzen Gustav mit der Dänischen Prinzessin Sophia Magdalena zwischen den Höfen von Stockholm und Kopenhagen rechtskräftig verabredet worden. Je näher indessen der Zeitpunkt heranrückte, wo entweder eine officielle Verlobung oder eine endgültige Absage erfolgen musste, desto heftigeren Widerwillen äusserten Adolf Friedrich, Ulrike und vor allem Kronprinz Gustav gegen die geplante Ehe[1], und im Sommer 1764 wandte sich die Königin unter bitteren Klagen über die ihr so verhasste Dänische Heirath an ihren Bruder Friedrich, um durch seine Vermittlung die Verlobung Gustav’s mit einer Preussischen Prinzessin herbeizuführen, entweder der damals dreizehnjährigen Wilhelmine, Tochter ihres Bruders August Wilhelm, oder ihrer Nichte Philippine von Schwedt. Aus der Antwort des Preussischen Königs scheint hervorzugehen, dass er einer Verbindung des Schwedischen Kronprinzen mit Philippine nicht abgeneigt war, und dass deren Mutter Sophie eine solche Heirath sogar sehnlichst wünschte[2]. Ein energisches Eingreifen seinerseits war aber um so weniger zu erwarten, als sich täglich die Anzeichen dafür mehrten, dass der Kopenhagener Hof ihn des geheimen Einverständnisses mit seiner Schwester beschuldigte und die Heirath nöthigenfalls mit Gewalt zu erzwingen gedachte[3].

In heftigen Klagen erging sich Bernstorff über Ulrike wie über das Schwedische Ministerium, welches aus niedriger Schmeichelei die Vermählung Gustav’s mit einer nach Preussischen

  1. So berichtet Cocceiji am 20. Juli 1764.
  2. Ulrike an Friedrich, 12. August 1764 (Concept), Stockholmer Reichsarchiv, erst neuerdings aufgefunden. Antwort Friedrich’s vom 7. September [1764]. Fersen’s Hist. Skrift. III, 350–51. Die von Ulrike später hinzugefügte Jahreszahl 1766 und die von Malmström V, 373 Anm. ausgesprochene Vermuthung, es müsse 1765 heissen, sind demnach in gleicher Weise irrig. Das richtige Datum erhellt übrigens schon aus dem Inhalt des Schreibens selbst und aus der Depesche Cocceiji’s vom 28. September 1764.
  3. Preussische Ministerialnoten an Cocceiji vom 3. Juli, 31. October u. 3. November 1764, auf Grund der Preussischen Gesandtschaftsberichte aus Kopenhagen.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_342.jpg&oldid=- (Version vom 8.9.2022)