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Hemden wechsle“, und auf das Grossbritannische Ministerium sei erst recht kein Verlass. Vergebens versicherte Saldern, es könne eine Zeit kommen, wo England anderen Ansichten huldigen werde, und lenkte die Aufmerksamkeit des Königs auf Schweden, Dänemark, Hessen, Braunschweig und Sachsen, die man als „passive Kräfte“ für ein Nordisches System bezeichnen dürfe. Kaum hatte Friedrich den Namen Sachsens vernommen, als er unwillig auffuhr und „mit blitzenden Augen“ erklärte, der Dresdener Hof stehe mit Oesterreich und den Bourbonen in so enger Verbindung, dass ein solcher Plan als „Chimäre“ bezeichnet werden müsse. Genug, die Unterredung verlief in ihrem letzten Theile äusserst gereizt und völlig resultatlos[1].

Noch geringeren Erfolg erzielte eine zweite Audienz am 24. Mai, deren Gedankengang völlig dem Schriftstück entsprach, welches, wie oben erwähnt, Friedrich im März an Katharina übersandt hatte. Wiederum erklärte der Preussische König, dass von Oesterreich und seinen Verbündeten wenig zu befürchten und eine Erweiterung der Russisch-Preussischen Allianz daher unnöthig sei. Wiederum bezweifelte er den Anschluss Dänemarks wegen seiner kläglichen Finanzlage und eine Theilnahme der Deutschen Fürsten aus gleichem Grunde, denn „kein Geld, keine Deutschen“. Ja, er nannte die „Krämerrepublik“ England und ihre Bewohner „miserabel“ und sagte höhnisch, als die Rede auf die Schweden kam, man dürfe denselben nicht die Ehre anthun, sie überhaupt als „Nation“ zu rechnen; so tief seien sie gesunken. Vergebens suchte Saldern durch seine Einwendungen die Vorurtheile Friedrich’s zu besiegen. Hartnäckig beharrte derselbe bei seinen Ansichten, und, als der Abgesandte gar die Ungeschicklichkeit beging, im Namen Katharina’s ihm „gute Nachbarschaft“ mit dem Dresdener Hofe zu empfehlen, da kannte der Zorn des Königs keine Grenzen. In den heftigsten Worten äusserte er seinen Groll gegen Sachsen und verabschiedete Saldern mit den Worten: „Mein Herr, ich glaube, Sie haben es eilig, und wünsche Ihnen daher eine glückliche Reise[2][WS 1]!“

  1. Vgl. den Bericht Saldern’s [Russ.] bei Solowjew XXVII, 191–94.
  2. Depesche Saldern’s bei Solowjew XXVII, 194–99. Dieselbe wurde später dem Dänischen Kabinetssecretär Schuhmacher in Petersburg vorgelegt und von diesem, mit einigen gehässigen Ausschmückungen und Veränderungen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage (in der Anmerkung): och und Tidskrift
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_356.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)