Seite:De DZfG 1891 05 357.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Höflicher, aber gleichfalls durchaus ablehnend waren die Worte des Schreibens, welches er noch am Tage dieser Unterredung an die Russische Kaiserin richtete[1]. Und konnten seine Worte etwa anders lauten, wenn wir in seinen Memoiren lesen, dass er eine Nordische Allianz für unvereinbar mit den Interessen Preussens, einen Anschluss Schwedens, Dänemarks und Sachsens an das Preussisch-Russische Bündniss ohne eine Subsidienbeihilfe für „nichtig“ erachtete, dass er mit dem „perfiden“ England keinesfalls eine engere Verbindung eingehen und seinen Einfluss auf Katharina mit Niemandem theilen wollte[2]?

So scheiterte denn die Mission Saldern’s in kläglicher Weise.

Auch zu Stockholm hatten gerade in jenen Tagen die Dinge eine für Russland ungünstigere Wendung genommen. Es machte sich eben die alte Erfahrung geltend, dass die siegreiche Partei in Schweden nur so lange fest und treu zusammenhielt, als sie sich einer starken parlamentarischen Opposition gegenüber befand. Genug, schon im Herbst 1765 gewannen persönliche Interessen bei den Mützen die Oberhand, und die Hüte sowie Ulrike hatten leichtes Spiel, die Uneinigkeit bei den Gegnern kräftig zu schüren und zu heller Flamme zu entfachen. Zwar vertheilte der Russische Gesandte nach wie vor beträchtliche Geldsummen[3], um seine Freunde bei guter Laune zu erhalten; aber dennoch konnte er es nicht verhindern, dass viele derselben im Laufe der nächsten Monate ins Lager des Hofes übergingen, so dass beispielsweise die Absetzung K. Rudenschölds, der letzten Stütze der Französischen Partei im Reichsrath, erst nach den heftigsten Kämpfen und mit knapper Mehrheit erfolgte (13. Mai 1766).

    versehen, nach Kopenhagen abgesandt. Der Bericht Sch.’s in Französischer Sprache findet sich abgedr. als Beilage zu dem Aufsatz von E. Holm, Caspar v. Saldern og den dansk-norske regering, in: Dansk Historisk Tidsskrift, Raekke IV Bind 3, S. 188–90 (Kopenhagen 1872–73).

  1. Begleitschreiben Katharina’s für Saldern, 12. April, und Antwort des Königs vom 24. Mai, Sbornik XX, 230–33.
  2. Oeuvres de Frédéric le Grand VI, 14. Von Saldern heisst es, er sei ein Mann gewesen „qui n’avait ni manières ni souplesse dans l’esprit“.
  3. Nach den Reskripten an Osterman beliefen sich die Ausgaben Russlands (ausser den Pensionen) während des Reichstages bis Ende Mai 1766 auf 325 000 Rubel.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_357.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)