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viel werthvolles Material zur Kritik des Theatrum Europaeum beigebracht, zugleich werden sehr viele Fehler und Irrthümer der verschiedenen heimischen und fremden Monographien aufgezeigt und verbessert. Wenn Prof. Gindely eine nicht hinreichende Berücksichtigung der heimischen Geschichtsquellen, sowie auch eine Zersplitterung seiner Darstellung, deren Schauplatz weit über die Grenzen der Böhm. Länder hinausreicht, vorgeworfen wurde, meidet Prof. Rezek in seinem Werke diese Mängel. Dass aber seine Schilderung nicht auf so vielen archivalischen Studien beruht, das muss man durch die Ungunst der eben herrschenden Böhm. Literarverhältnisse erklären. Nur sehr ungern berühren wir die unheilvolle Folge des unlängst geführten handschriftlichen Streites. Die Partei der Strenggläubigen, welche in der Hitze des Kampfes in der königl. Böhm. Gesellschaft der Wissenschaften dem berühmten Slavisten Prof. Gebauer die Subvention zur Beendigung des Altböhmischen Wörterbuches entzog, weil sich dieser nicht fürchtete, die Wahrheit über die berüchtigten Altböhm. Falsa auszusprechen, besteht fast aus lauter älteren Böhm. Historikern (Tomek, Gindely, Emler, Kalousek), beherrscht alle heimischen wissenschaftlichen Anstalten und zeigt sich, nach erlittenen Niederlagen indolent, apathisch gegen die Forderungen und Bedürfnisse der jüngeren heimischen Gelehrtenwelt. Prof. Rezek ist einer der hervorragendsten Repräsentanten dieser neueren Richtung und dadurch muss man sich erklären, dass seine Erforschung und Bearbeitung der neueren Böhm. Geschichte ohne alle Hilfe der heimischen wissenschaftlichen Institute bleibt. Bezeichnend ist für unsere gegenwärtigen[WS 1] literar. Verhältnisse, dass Rezek’s Geschichte der volkstümlichen religiösen Bewegungen in Böhmen auf eigene Kosten des Verfassers herausgegeben wurde, und dass die erste wissenschaftliche Bearbeitung der neueren Geschichte Böhmens in die Böhmisch-Mährische Chronik, die eigentlich ein volksthümliches Geschichtswerk war, Zuflucht nehmen musste.

Allein trotz dieser drückenden Ungunst der Verhältnisse ist der erste Versuch einer systematischen Darstellung der neueren Böhm. Geschichte als gelungen und vortrefflich zu bezeichnen. Weitere, ausführlichere archivalische Studien werden gewiss verschiedenes neues Detail entdecken, neues Material zur ausführlicheren bestimmteren Charakteristik der hervorragenden histor. Persönlichkeiten liefern, allein wir glauben, dass an der glücklich angelegten und objectiv vorgenommenen Conception, welche Prof. Rezek von den letzten zwei Decennien des 30jährigen Krieges entwirft, in der Hauptsache nichts verändert wird.

Bevor Prof. Rezek in der Fortsetzung seines Werkes weiter fortschreiten wird, kann man als einen zeitweiligen Ersatz zur Geschichte

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: gegenwärtige
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_381.jpg&oldid=- (Version vom 27.8.2018)