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Documenten in Guigue’s „Guerre de cent ans“. „Geiseln aus der Stadt Lyon“ erhielten in England Darlehen vom Antonspital der Londoner City, einer Celle des St. Antoine de Viennois (Isère), die 1231 an Stelle einer Synagoge entstand, und deren Geschichte Verf., z. Th. aus Ungedrucktem, bis zum 16. Jahrhundert überblickt. Es folgen: „Nachträge aus Rymer’s Foedera“ und „Jean le Meingre dit Boucicaut“ c. 1364–1421. Ein trefflicher Index hilft durch die Masse der Namen und verschiedenen Dinge durchzufinden. Vgl. Ath. 13XII90, 812; DZG V, 198.


A. W. Pollard, English Miracle plays, Moralities and Interludes; specimens of the Pre-Elizabethan drama, edit. with an introduction, notes and glossary. Oxford, Clarendon Press. 1890. lx u. 250 p. – In einer handlichen Ausgabe erscheinen hier aus der Zeit vor Heinrich VII.: „Lucifer’s Fall“ aus den Yorkspielen, „Noah’s Fluth“ und „Opferung Isaak’s“ aus den Chesterspielen, „Anbetung der Hirten“ aus Towneley’s Hs., „Englischer Gruss“ aus den Coventryspielen, „Magdalena“ aus Digby’s Hs., und (nur dies zum ersten Male gedruckt) „Burg der Beharrlichkeit“ aus Macro’s, jetzt Gurney’s, Hs. [Deren Bühnenplan von etwa 1450 hätte eine Zeichnung leicht, und besser als die Beschreibung, veranschaulicht]; ferner in der Appendix: „Christi Höllenfahrt“ (ed. Mall, Berlin. 1871), „Abraham und Isaak“ aus Broome in Suffolk, alles Bisherige im Englisch des 14.–15. Jahrhunderts, endlich Lateinisch mit Nordfranzös. Kehrreim: „Ludus s. Nicolai“ des Hilarius, eines (vielleicht Englischen) Schülers von Abélard. Die Einleitung (kurz, aber anschaulich, ohne viel Neues, doch stets selbständig prüfend) zeigt die Entwicklung des Engl. Theaters seit etwa 1100 aus österlichem Kirchenbrauch; ein Sepulcrum, einst für die Bestattung des Crucifixes gebaut, findet sich noch in mancher Kirche. Eine fast zweihundertjährige, für uns dunkle Kluft trennt diese Latein. Ritualspiele von den Engl. Aufführungen städtischer Gilden. 48 Gewerke zu York spielten 1415 zu Fronleichnam die heilige Geschichte von der Schöpfung bis zu Mariä Himmelfahrt; jedes führte ein Bild auf; die Liste steht p. xxxj. Dass man um 1200 Französisch spielte, kann nur vermuthet werden. [Zur Nordfranzös. Bühne des 12. Jahrh.s vgl. W[ilmote] in Moyen-âge, 1890, 59.] Hrsg. wählt seine Beispiele, um die Darstellung des Historischen, Humoristischen, Tragischen im Mirakel vorzuführen; er betrachtet den Stoff vom Standpunkt der Bühnengeschichte, ausdrücklich nicht von dem des Historikers religiöser [und moralischer] Volksanschauungen. Dass auch dieser hier viel zu schöpfen findet, bedarf keines Erweises; z. B. in „Jedermann“ (c. 1480–1500) heisst es stark hierarchisch: „Priesterschaft übertrifft alles; kein Kaiser hat von Gott ein Amt so hoch wie der geringste Priester“. Vgl. Ac. 8XI90, 417; Mitthh. a. Engl. Spr. ’90, 196; DLZ 1890, 1762.


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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_417.jpg&oldid=- (Version vom 30.12.2022)