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(Haeredha, in den Ags. Ann. 787 [aber nicht den ältesten!], sei Hardangerfjord [jedenfalls Norweger]). Die Irische Pseudo-Geschichte von grauer Urzeit, abgeschlossen in Nennius, ist eine Fälschung der Irischen Gelehrten des 8.–10. Jahrhunderts aus der Irischen Mythologie (die ausserdem in der Volkssage steckt): sie stempeln Göttervorstellungen zu vorchristl. Eroberungen um. [Irlands dreitausendjähriges Alterthum in den Annalen beirrt den heutigen Geschichtsforscher wohl nicht mehr]. Im Gegensatze zur Cuchulin-Sage, die sich um Ulster und dessen Kämpfe in Alba dreht, betrifft die weit jüngere Ossiansage Leinster und Munster. Sie knüpft an Finn, den angeblich 273 gefallenen Vater Oissin’s, an, entstand erst nach Vikingerzeit, da sie mit Nordischem unentwirrbar verquickt ist, ahmt Cuchulin nach, lebt zwar sicher seit dem 11. Jahrh., lautet aber (mit Ausnahme kleiner Episoden, die in jenen Sammelhss. stehen) Mittelirisch um 1350; die älteste Hs. ist vom 15. Jahrh. Finn sei [?] der Norweger Caittil Find, 857 vom Dänenfürsten Amlaib von Dublin vernichtet, der Held der bald keltisirten Norweger in Südirland, um 900 als heidnisches Nordgermanen-Ideal verherrlicht, um 970 mit Kelt. Sage verbunden und fortan die Pangael. Heldengestalt; Fenier (Nordisch: Feind) heisst Wiking [?]. [ZDA 35, 1 führt Verf. dies näher aus.] Arthur (s. u. Wales) ward nur äusserlich in die Finnsage hineingezogen, wie die Iren sich denn seit 1000 viele Literaturdenkmäler aneignen, so die von Troja und Alexander (nach dem die Schotten ihren König nennen; vgl. o. p. 432). Sie übersetzen um 1070 Nennius, horchen um 1400 auf Bovon de Hamtone u. Gui de Warwick und bearbeiten die Sagen von Graal, Tafelrunde, Löwenritter im Finn-Stile. Daher sei an der heutigen Volkserzählung der Gaelen nur weniges uralt und Keltisch, das meiste aus fremden Büchern, eingemengt durch Erzähler, die phantastisch frei die Märchen weiterzubilden länger als irgendwo in Europa Zeit hatten: denn erst seit 1770 wird Gaelisch gedruckt. Des Verf.’s zahlreiche Uebersetzungen und Auszüge aus alten Irischen Sagen behalten ihren Werth für den Geschichtsforscher, auch abgesehen von den kühnen Combinationen. – A. Nutt dagegen erblickt (Folklore June ’90, 258) in der Irischen Volkssage eher die Grundlage [?] als das Ergebniss mittelalt. Epen; er leugnet (Archl. R., Jan. ’90, 448) den Einfluss der German. Heldensage und vollends der class. Cultur auf die Keltische; wie der Gallier einen Thor ähnlichen Donnergott besitzt, mag manches dem Norden Verwandte doch ohne Entlehnung dorther im Kelt. Mythos stecken (Folklore ’90, 248). In zwei klaren, weitblickenden und unparteilichen Uebersichten „Celtic myth and saga“ (Archl. R. II, 110 und Folklore June ’90, 234) über die neuesten Arbeiten von Rhys, Stokes, Zimmer, Gaidoz, d’Arbois, Paris, Schirmer, O’Rorke, Bryant, Ferguson, Golther, Othmer, Wilde, MacInnes, Curtin, MacRitchie, Macbain und ihm selbst [Titel z. Th. oben, z. Th. weiterhin] betont er mit Recht den unvergleichlichen Werth der Keltensäge für Europas älteste Volkskunde, Rechtsgesch. und Epik, weil [vielmehr insofern] sie sich von Hellen. und Hebrä. Einflusse frei erhielt. Er bleibt dabei, dass Glaube, Brauch und Dichtung in den Sagen echt Keltisch-heidnisch seien und im heutigen unteren Volke Spuren hinterliessen. Um so skeptischer gegen die Fabel, bezweifelt er, dass Wirkliches der ältesten Sage zu Grunde

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 436. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_436.jpg&oldid=- (Version vom 4.1.2023)