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liege: Conchobar, Cuchulinn, ihren Kreis hält er mit Rhys für mythisch. Die ausführliche örtlich bestimmbare Erzählung über sie beweise nicht eine erste rein heimische Periode Irischer Geschichte; vollends darf man nicht etwa das Wunderbare jenen Gestalten abstreifen und den Rest (kaum mehr als das Dasein) als historisch betrachten; denn nachweislich ist das Wunder keine romantische Zuthat, sondern umgekehrt hat die Gelehrsamkeit um 1000 die Sagen rationalisirt und reine Mythen in Annalen gezwängt. Diese zweifelte denn auch schon Tighernach († 1088) an. Der Historiker also dürfe erst für Zimmer’s zweite Periode etwas aus den Sagen schöpfen, und auch da nur Spiegelbilder allgemeinster Umrisse von den Irischen Seefahrten, Siedelungen in Wales und der Gründung Dalriada’s. Ossian sei ebenso echt Keltische Volksüberlieferung, mindestens schon des 10. Jahrhunderts wie sein angebliches Vorbild aus Ulster, berge aber, da die Annalen über ihn stark abweichen, auch nicht sicher einen historischen Kern. – 0J. Curtin, Myths and folklore of Ireland (Boston 1890), sammelt aus dem Munde des Gael. Volkes in Westirland 20 echte, alte, meist nach Person und Ort bestimmte, Sagen, die oft die Stoffe des Schott. Hochlandes variiren [ein Beweis einstiger Volkseinheit, bemerkt Gaidoz, Mélusine Oct. ’90. 119]; vgl. Notes Quer. 17V90, 400. Die Parallelen weist A. Nutt, Folklore June ’90, 256 nach, z. Th. Feniersagen; die Schottensage lautet malerischer und heldenhafter, durch mehr Berührung mit Germanen oder ihre wechselreichere, wilde Landschaft. – A. Macbain, The heroic and Ossianic literature (Tr. Gaelic soc. of Inverness XII, 180), vergleicht die Ausgestaltung der drei Goidhel. Sagenkreise bei Schotten und Iren. Mit dem vielleicht ursprünglich mythischen Fionn verbindet die Volksphantasie hier den h. Patrick, dort die Nord. Eroberung mit Erinnerung an Magnus Barfuss († 1103). Macpherson schöpfte zu seinem Ossian kaum ein Drittel aus echten Balladen; er schuf seinen Fingal frei dichterisch. [So auch ders. in Celtic magaz. ’87.] Die frühesten Jahrhunderte der Irischen Annalen sind unhistorisch. – 0Lady Wilde, Ancient cures, charms and usages of Ireland (1890), unterhält anmuthig mit reichem, z. Th. im Kern werthvollem, aber künstlerisch ausgeschmücktem Stoff, ohne Kritik oder archäolog. und literar. Strenge. Vgl. Jl. Royal soc. antiq. Irel. ’90, 173; Folklore June ’90, 256; P. Myles, Ac. 27IX90, 266. – D. Fitzgerald, Le folklore dans les Iles Britann. (R. trad. popul. I, 126), vergleicht gelehrt Volks-Gedichte, -Redensarten, -Sagen, -Glauben und -Bräuche entlegenster Länder. [Zur histor. Benutzung bedürfte es Ordnung nach Ort und Zeit und Zurückführung auf Nächstliegendes: so knüpft die Ballade vom Judenmädchen an die Anklagen gegen Juden auf Kindermord, besonders den Mord Hugo’s von Lincoln 1244, an, nicht an Brunnenmythos.] – Ders., Légendes Celt. (eb. III, 602) von Goban dem Erbauer der Irischen Rundthürme und Lugh, dem Vater Cuchulaind’s. – 0Ders., Origines de la tradition Celt., eb. V (’90), 10. – Ueber Irischen und Breton. Glauben an Werwölfe, im 12. Jahrhundert, vgl. R. Celt XI, 242. – 0D. Hyde, Beside the fire; a collection of [15] Irish Gaelic folk stories. Ed., transl. and annot. by A. Nutt 1891. Vgl. Folklore II, 119.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 437. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_437.jpg&oldid=- (Version vom 4.1.2023)