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und zu in die politischen Angelegenheiten mischte, ausgegangen sei und dass auch die weitere Betreibung der Sache vorzugsweise durch jenen vielgeschäftigen und mit kurzem Blick nach Vortheil und Ehre für seine Familie suchenden Herrn erfolgt sei.

Diese Annahme wird jetzt durch eine Reihe von Schriftstücken, welche mir erst vor kurzem bekannt wurden[1], vollauf bestätigt, ja es erweist sich, dass Maximilian sich anfangs gegen die Anregung seines Vaters durchaus ablehnend verhielt. Da nun jene Acten auch sonst viel Wissenswerthes mittheilen, möge es mir gestattet sein, hier über ihren Inhalt zu berichten und einige von ihnen zu veröffentlichen.

Im Sommer des Jahres 1600 schickte König Heinrich IV. von Frankreich den Marschall Boisdauphin mit verschiedenen Aufträgen[2] zu Kaiser Rudolf II. Er hegte damals die Absicht, die Kaiserkrone für sich zu erwerben[3] und sein Gesandter suchte daher bei den Reichsfürsten, welche er auf der Hin- oder Rückreise ansprach, Stimmung für seinen Herrn zu machen[4]. Seltsam unvorsichtige Aeusserungen, welche er oder seine Leute in Prag fallen liessen, lenkten aber auch dort die Aufmerksamkeit auf Heinrich’s Absicht und man nahm dieselbe um so ernster, da man Nachricht hatte, dass der König bereits beim Kurfürsten von Trier Schritte zu ihrer Verwirklichung gethan habe. Als nun Boisdauphin heimkehrend von Prag nach München reiste, entstand am kaiserlichen Hofe der Verdacht, dass er den Baierischen Herzog für die Wahl seines Königs bearbeiten wolle, und wie man einmal Vermuthungen nach München zu richten begann, lebte auch der früher schon öfter[5] gehegte Argwohn

  1. Sie finden sich im Münchener Staatsarchive, schwarze Abtheilung Nr. 134/1. Im Folgenden führe ich sie mit Ma. 134/1 an.
  2. Vgl. Briefe und Acten z. Gesch. des 30jährigen Krieges V, Register.
  3. Nachfolge 73.
  4. Vgl. unten. Der Kurkölnische Secretär Flöcker schrieb am 22. Dec. 1600 an Speer: „Den ambasciator aus Frankreich betreffend, sagen J. chfl. Dt. das es wahr, das derselbe bei Mainz gewesen, aber sie ime niemals apart audienz geben wollen, sondern inen jederzeit in publicis gehört, aber wie hoch er seinen könig globt und wie stark er sich mit freundlichkeit verbunden und das sich auch Mainz seinen könig bevolchen sein lassen wolle, mit andern vielen complimentis, das Mainz dieses J. chfl. Dt. selbsten angezeigt.“ Ma. 134/1, 258 eigh. Or. mit Ziffern.
  5. Vgl. Briefe und Acten IV, Register unter Baiern, Kaiserkrone.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_044.jpg&oldid=- (Version vom 5.1.2023)