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bereits – ohne Zweifel, um desto eher zum Kaiserthum zu gelangen – Dispens zum Heirathen erwirkt hat, „so befindt es sich doch, das dergleichen dispensation nit gar gueten ausgang bekummen“.[1]] Ferner ist er in Staats-, Regiments- und Reichssachen wenig erfahren, die ihm vom Kaiser übertragene Verwaltung Oesterreichs hat er nicht sehr löblich versehen, ja er hat „wol auch in schlechten Sachen von denen personen und leuten, so vilmehr seines rats pflegen sollen, hilf und beistand begert“. [„So ist er auch in kriegssachen was –[2], wie es die actus zu erkennen haben geben, auch die discurs, so derentwegen von ime spargirt worden, zu erkennen geben“[3].]

Erzherzog Albrecht hat vornehme Lande löblich regiert, aber er ist seit dem Spanischen Einfall bei einem Theile der katholischen Stände und bei allen protestantischen zu sehr verhasst, wird die Niederlande gewiss nicht verlassen und hat mit diesen so viel zu thun, dass das Reich keine Hilfe von ihm zu erwarten hat, sondern ihm Beistand leisten müsste.

Erzherzog Ferdinand besitzt bereits ansehnliche Lande und wird vermuthlich alle Oesterreichischen Gebiete erben oder doch, falls er Kaiser wird, die Böhmische Krone auch dann erhalten, wenn die Erzherzöge Matthias und Maximilian heirathen, denn der Böhmen Wahlrecht ist unter Kaiser Ferdinand I. mit Einwilligung der Stände dahin beschränkt, dass sie beim Hause Habsburg bleiben müssen, so lange dasselbe nicht ausstirbt, und die Verbindung mit der Kaiserkrone ist für Böhmen sehr vortheilhaft. „Quoad animi dotes ist er prudens, justus[4], sobrius, pius et cordatus princeps, in deme nit geringe[WS 1] hofnung zu finden – – – So mecht auch furgeworfen werden, das bis anhero in seiner regirung vil sachen furuberglofen, daraus dasjenig nit, so angedeut werden will, kan und mag abgenumen werden; ist doch zu wissen, das die schuld disem hern ganz und gar nit, sondern vilmehr etlichen personen, deren rat er aus gewisen ursachen volgen mussen[5], beizulegen, welches aber inskonftig leichtlich abgestelt

  1. Diese Stelle wurde nachträglich gestrichen.
  2. Das hier stehende Wort vermag ich nicht zu entziffern. Man könnte „suetus“ lesen, doch passt das nicht, weil ja offenbar ein Tadel ausgesprochen wird; möglich wäre auch „fretus“, doch kommt dieser Ausdruck schwerlich im Sinne von tollkühn vor und diese Eigenschaft zeigt Maximilian’s Kriegsführung durchaus nicht; endlich liesse sich an „feig“ denken, doch kann ich mich nicht erinnern, dass mir das Wort in jener Zeit begegnet wäre und der Ausdruck wäre zu stark für ein Schriftstück wie das unsere.
  3. Diese Stelle wurde nachträglich gestrichen.
  4. Der Lesung dieses Wortes bin ich nicht sicher, doch vermag ich kein anderes herauszubringen.
  5. Hier dürfte die Erzherzogin Maria, Ferdinand’s Mutter, gemeint sein,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: gegeringe
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_073.jpg&oldid=- (Version vom 8.1.2023)