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Unterstützung gefeilscht wurde, blieben auch die Gegner des Russisch- Oesterreichischen Bündnisses nicht unthätig.

In Hamburg lebte ein Freiherr von Bielfeld, der schon im Jahre 1738 mit dem Kronprinzen Friedrich bekannt geworden, als dieser in Braunschweig in den Freimaurerorden aufgenommen wurde[1]. Im folgenden Jahre folgte er einer Einladung nach Rheinsberg. Auch als Friedrich den Thron bestieg, bewahrte er Bielfeld seine Gunst. Fünf Jahre später, 1745, machte er ihn zum Gouverneur seines jüngsten Bruders, des Prinzen Ferdinand. Als der Prinz heranwuchs, zog sich Bielfeld vom Hofleben zurück und verliess 1755 Berlin, um sich der Verwaltung seiner Güter zu widmen; die Kriegsdrangsale veranlassten ihn aber zwei Jahre später in Hamburg eine sichere Zuflucht zu suchen. Er fand die gewünschte Ruhe und veröffentlichte Ende des Jahres 1759 eine Anleitung zur Staatskunst, welche er verschiedenen regierenden Fürsten übersandte. Der ehemalige König von Polen, Stanislaus, sowie die Kurfürsten von der Pfalz, Baiern und Köln sandten ihm Dankschreiben, ebenso Voltaire, der auch mit einem Exemplar beehrt worden war[2].

Nachdem Bielfeld sich so in der Theorie erprobt, versuchte er sich auch in der praktischen Politik. Er schrieb dem Prinzen Heinrich einen Brief[3], in welchem er ihm, offenbar zunächst nur in vorsichtiger Weise, von einem Project, den Frieden mit Russland zu erlangen, Mittheilung machte. Da der Prinz aufmunternd geantwortet zu haben scheint, so richtete Bielfeld am 22. Febr. ein längeres Schreiben an ihn[4].

Er berichtete darin, dass ihm ein Baron von Rangstoedt, welcher Gesandter des Grossfürsten Peter bei dem Niedersächsischen Kreise war[5], versichert habe, nicht nur der Grossfürst sei dem Könige von Preussen freundlich gesonnen – was ja längst bekannt war –, sondern auch die Kaiserin Elisabeth setze nur ungern den Krieg fort, den sie fast gegen ihren Willen unternommen habe. Ihre Rathgeber aber würde man bestechen können, denn in Petersburg sei alles käuflich. Jetzt, wo die Oesterreichischen und Französischen Geldquellen zu versiegen drohten, würde man Preussischen Geschenken gegenüber nicht

  1. Ich schöpfe meine Angaben über Bielfeld aus seinen Briefen, veröffentlicht in dem Buche: Friedrich der Grosse und sein Hof, oder so war es vor 100 Jahren. In vertrauten Briefen des Freiherrn von Bielfeld, geschrieben von 1738–1760. I. und II. Theil. Breslau 1838.
  2. Die Antwort Voltaire’s findet sich a. a. O. II, 246 und 247.
  3. Dies ergibt sich aus dem Anfang des Briefes vom 22. Februar.
  4. Dasselbe kommt in der Beilage zum Abdruck.
  5. Grossfürst Peter war bekanntlich Herzog von Holstein-Gottorp.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_096.jpg&oldid=- (Version vom 10.1.2023)