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spröde sich erweisen. Man möge einen geheimen Unterhändler hinsenden, der, ohne sich verdächtig zu machen, die Russischen Minister durch Geld gewinne. Hierzu empfahl Rangstoedt den ehemaligen Obersten von Pechlin. Derselbe sei ein sehr ehrenwerther, durchaus Preussisch gesonnener Mann und ein gründlicher Kenner der Russischen Verhältnisse. Unter dem Vorwand, eine Anstellung zu suchen, solle er, versehen mit einer ausführlichen Instruction, ausgestattet mit 4000 Dukaten, nach Petersburg reisen. Weitere Summen sollten ihm dort durch Vermittelung des Englischen Gesandten Keith übergeben werden. Alles in allem würde eine Million Thaler wohl für den Zweck genügen, eine Bagatelle gegenüber den Schäden, die der Krieg verursache. Herr von Pechlin würde, so bald als möglich, abreisen und alles aufbieten, die Sache zu einem befriedigenden Ende zu führen.

Der König verhielt sich dem Plan gegenüber ziemlich skeptisch. Zwar schrieb er dem Prinzen Heinrich[1], in der verzweifelten Lage, in der man sich befände, dürfe man nichts unberücksichtigt lassen. Allein er glaube, der Unterhändler zeige mehr guten Willen, als politisches Verständniss, denn wenn er meine, man könne durch den Grossfürsten etwas erreichen, so sei dies ein Irrthum. Peter Schuwalow sei der einflussreiche Mann, der alles leite; wenn man diesen kaufen könne, so gewinne man die anderen mit. Immerhin solle der Versuch gemacht werden, Pechlin würde 4000 Dukaten und eine Instruction haben. Keith würde ersucht werden, ein wachsames Auge auf ihn und die Verwendung des Geldes zu haben.

Friedrich wandte sich desswegen an Mitchell, der Keith benachrichtigen sollte[2].

Mitchell verhehlte sein Misstrauen nicht[3]. Er sprach sich auch entschieden gegen den Vorschlag aus, dass Pechlin in Keith’s Hause seine Briefe schreiben solle, denn dies würde nur zur Entdeckung des Geheimnisses führen und Keith in Verlegenheiten bringen[4]. Ebenso

  1. Der König an den Prinzen Heinrich, Freiberg, den 29. Febr. 1760. (v. Schöning, Der Siebenjährige Krieg II.)
  2. Ausführlich schreibt Mitchell hierüber dem Earl of Holdernesse, Freiberg, den 2. März 1760. (Mitchell Papers II, 137–140.)
  3. Schon dem König gegenüber sprach er sich zweifelnd aus; (a. a. O. II, 139), und am 19. März schreibt er an Keith: „I cannot help saying that I look upon this whole affair as a wild scheme of a needy projector who wanted to go to Petersburg at the expence of his Prussian Majesty.“ (a. a. O. II, 144.)
  4. Mitchell an Keith, Freiberg, den 28. März 1760. (a. a. O. II, 147–151.)
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_097.jpg&oldid=- (Version vom 10.1.2023)