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2 Bänden haben wir eine interessante Darstellung des gegenwärtigen Standes der Polnischen Historiographie, von Prof. Pawinskij, eine kurze Uebersicht der histor. Zeitschriften Westeuropas und eine Uebersicht der Literatur der Russ. G. für die Jahre 1889 und 90, von Braudo zusammengestellt. Diese Uebersicht soll dann auch weitergeführt werden. – In der Rubrik „Historische Chronik“ finden wir Daten über die Thätigkeit verschiedener historischer Gesellschaften Russlands, Thätigkeit der Archive, der provinziellen Archivcommissionen, der Congresse, Ankündigung neuer Werke, Daten über die Stellung des historischen Unterrichts an den Universitäten und Gymnasien u. s. w. Durch diese Rubrik gibt die „Historische Rundschau“ Aufschluss über die verschiedensten Fragen, die einen Russischen Historiker nur interessiren können; eine Concentration solcher Daten in irgend einer Zeitschrift fehlte für Russland bis jetzt beinahe gänzlich.     [N.]

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Unterricht. Die archl. Section der 41. Philologenversammlung beschäftigte sich in einer besonderen Sitzung auch mit der von Prof. Conze, Generaldirector des Archäol. Instituts, gegebenen Anregung, die in Preussen eingerichteten archäologischen Feriencurse als ein dem Gymnasialunterricht reiche Früchte versprechendes Vorhaben auf das Dt. Reich auszudehnen. Die Anregung fand freundliche Aufnahme; doch glaubte der Vorsitzende der Section, Geh.-Rath von Brunn, mit anderen Rednern vor der Gefahr des Dilettantismus warnen zu müssen, und empfahl seinerseits die Verallgemeinerung der z. B. in Baiern bestehenden Vorschrift, dass den Studirenden der Philologie eine bei Ablegung der Staatsprüfung nachzuweisende Orientirung auf dem Gebiete der Archäologie zur Pflicht gemacht werde. In dieser Weise vorgebildete Gymnasiallehrer wären dann mit ausreichender staatlicher Unterstützung und einem halbjährigen Urlaub zu archl. Studien nach Italien und Griechenland zu senden. Dieser Gedanke berührt sich, wie man sehen wird, übrigens nahe mit den Plänen des durch Prof. Conze vertretenen Archäologischen Instituts. Die Section begrüsste den Vorschlag einer Ausdehnung der archl. Feriencurse von Preussen auf das Reich als ein vielversprechendes Vorhaben, hielt aber gleichzeitige Berücksichtigung der angegebenen Gesichtspunkte für dringend wünschenswerth. Die Verhandlungen hierüber gewannen noch dadurch an Wichtigkeit, dass sich an ihnen officielle Vertreter von Baiern, Württemberg, Baden, Hessen, Coburg-Gotha, Anhalt und Reuss j. L. betheiligten.

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Ueber die ersten archäologischen Feriencurse in Bonn und Trier (wo dieselben bekanntlich für den Westen der Monarchie stattfanden, während sie für den Osten in Berlin abgehalten wurden) sind Mitteilungen in zwei Schulprogrammen gegeben: dem des K. Wilhelms-Gymn. in Köln von Dr. Hoeveler und dem des Warendorfer Gymn. von Prof. A. Buschmann. Ersterer berichtet eingehender über die Vorträge mit Demonstrationen, Letzterer erzählt von der durch jene Curse angeregten Begründung einer Münz- und Alterth.-Sammlung in Warendorf. Der Besorgniss vor Förderung des Dilettantismus kann man sich allerdings dabei nicht ganz erwehren.

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Schon im Herbst d. J. wird der eben erwähnte Vorschlag einer archäologischen Studienreise, freilich in beschränkter Gestalt zur Ausführung

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_189.jpg&oldid=- (Version vom 14.1.2023)