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zu nichts mehr, dann das die protestirende stände uber den Nurnberger fridstand versichert werden“, da sie sich jeden Tag mehr unterstehen „in sachen auch ausserhalb der Religion ires gefallens vorzunehmen“. Sodann sei es nothwendig, dass der Kaiser ein offenes Ausschreiben in Druck ausgehen lasse, in demselben erkläre, was ihn zu der Aufrichtung des Bündnisses bewogen habe und bei ansehnlicher Strafe gebiete, dass sich niemand wider dasselbe einlasse.

Die Liga drohte selbst in den engen Grenzen zu scheitern, die sie bisher erreicht hatte. Es bedurfte erheblicher persönlicher Anstrengung Ferdinand’s, der selbst nach Dresden reiste, bei den Norddeutschen, Held’s bei den Baiern, um die entgegengesetzten Standpunkte einander einigermassen zu nähern. Herzog Georg bestand ebenso hartnäckig auf seiner Anschauung[1], wie die Baierischen Herzöge auf der ihrigen. Er durfte aber umsomehr eine Berücksichtigung seiner Wünsche fordern, als man ihn in der Speyerer Aufstellung stärker als irgend einen anderen belastet hatte; denn während der Kaiser und König Ferdinand zusammen nur 50 000 Gulden, die Baierischen Herzöge ebensoviel zu den ersten Bundeskosten zahlen sollten, war er mit 60 000 Gulden angeschlagen. Anfang Juni richtete Ferdinand eine dringende Mahnung an ihn, nachzugeben. Alle Bemühungen Held’s, Baiern zur Ausdehnung des Bundes auf die Profansachen zu vermögen, seien unwirksam geblieben. Nun dürfe daran doch aber nicht die ganze Sache scheitern, die durch die vielen Verhandlungen bereits „an vil orthen erschollen“. Es würde grosser Unrath entstehen, wenn schliesslich aus der Sache gar nichts würde[2].

So gab denn Georg zuletzt, wenn auch mit grossem Widerstreben, nach. Auf die Einzelheiten des am 10. Juni 1538 in Nürnberg unterzeichneten Vertrages einzugehen, ist hier nicht nöthig. Es möge nur erwähnt werden, dass die Aufgabe des zum Schutze der Religion geschlossenen Bündnisses „defensive und allein zur gegenwehr“ sein, dass die Verbündeten niemand von den Protestanten „wider den aufgerichteten Friedstand zu

  1. Er fürchtete, wie Ferdinand an Karl schrieb, dass der Kanzler Eck es mit diesem Bunde gerade so mache, wie er es früher mit dem Schwäbischen Bunde gemacht habe. (Ferdinand an Karl. Bautzen, 22. Mai 1538.)
  2. Ferdinand an Georg. Breslau, 9. Juni. Dresd. Archiv.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_291.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)