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natürlich durch diese Passivität des Kaisers in grosse Verlegenheit und Aufregung. Im Oktober schrieb der Kurfürst Albrecht an Herzog Heinrich, wenn es dem Kaiser ernst sei und er drücken wolle, werde der Pfalzgraf in den Bund zu bringen sein. Aber, klagte er, „unser sach schlefft und weiss niemands, ob es gehauen oder gestochen ist“. Held liege versteckt in Neuhausen (bei Worms), wolle von nichts wissen, schreibe niemand, während Briefe vom Hofe der Königin Marie meldeten, Held sei in grosser Ungnade beim Kaiser, was er doch nicht hoffen, noch viel weniger glauben wolle. Am 17. December richtete Held selbst an Herzog Heinrich einen Klagebrief. Obwohl er dem Kaiser über alle Sachen vorlängst „mer dann uberflussig berichtet“, sei doch bis zu dieser Stunde von ihm kein Bescheid gekommen, vielmehr habe er König Ferdinand wiederholt geschrieben, er warte auf Held’s Ankunft. Held hatte zu dieser Spanischen Reise offenbar sehr wenig Lust. Er erklärte sie für vollkommen überflüssig nach seinen ausführlichen Berichten. Aber aus anderen Briefen vom Hofe ersehe er, dass man geneigt sei, ihm allerlei Schuld aufzubürden. Deswegen wolle er in Gottes Namen, „dieweil ich alwege vor anderen geplagt sein muess und ausgemergelt und dann an disen sachen zum hochsten gelegen“, morgen nach Spanien aufbrechen. Er hoffe den Kaiser bald zu sprechen, gutes bei ihm auszurichten und rasch zurückzukehren. Damit er aber nicht lange am Hofe aufgehalten werde, möge doch Heinrich an den Kaiser schreiben, und ihm die Dringlichkeit von Held’s Rückkehr ans Herz legen. Ebenso möge er Herzog Georg und die anderen Mitglieder des Bundes veranlassen, dasselbe zu thun[1].

Also Mitte December hatten die Verbündeten vom Kaiser noch keinerlei Bescheid auf das, was sie Anfang Juni seiner Aufforderung gemäss geschlossen hatten. Dass unter diesen Umständen vergebens an der Erweiterung des Bundes gearbeitet wurde, versteht sich von selbst. Seit dem Nürnberger Tage, schrieb Herzog Georg den 21. Januar 1539 an König Ferdinand, habe sich nichts zugetragen, das einen Bericht verdient. Er habe auch niemand zum Eintritt in das Bündniss bestimmen können, als die Bischöfe von Merseburg und Meissen und die Grafen

  1. Wolfenb. Archiv.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_293.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)