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Hoyer und Philipp von Mansfeld. Der traurige Gang der ganzen Angelegenheit stamme hauptsächlich daher, dass sich die Rheinischen Kurfürsten und Fürsten, besonders die geistlichen[1], die „doch die furnehmsten ursacher der besorgnis, derhalb solch bundnus uffgerichtet“, demselben ferngehalten hätten. Es scheine, als wollten sie freie Hand behalten, sich demjenigen Theile anzuschliessen, der zuletzt die Oberhand behalte. Wenn er es so hätte machen wollen („darfor mich doch Goth behutten wirt“) hätte er auch wohl auf andere Wege denken und sich Friede und Gemach verschaffen können. Desshalb möge Ferdinand doch darauf bedacht sein, wie jene geistlichen Herren noch in das Bündniss könnten gebracht werden. Der König erwiderte am 2. Februar, wenn Georg sich über die Rheinischen Kurfürsten beklage, so wolle er ihm nicht verhalten, „das wir solcher waigerung gleicherweise beschwerung tragen, hetten uns auch derselben nit versehen“. Dass er sich nun aber nach Georg’s Wunsche bemühen werde, jene Fürsten noch ins Bündniss zu bringen, davon war in dem Briefe nichts zu lesen. Vielmehr enthielt derselbe die überraschende Meldung, der Kaiser habe Lunden mit dem Auftrage geschickt über Beilegung der Streitigkeiten in den Religionssachen zu handeln. Dafür sei ein Tag in Frankfurt auf den 20. d. M. angesetzt. Brandenburg und Pfalz würden daselbst die Vermittelung übernehmen[2].

Georg hatte schon vorher von diesem Frankfurter Tage erfahren; er fand es im höchsten Grade anstössig, dass der Kaiser derartige Verhandlungen mit den Gegnern einleite, ohne den Mitgliedern des katholischen Bundes davon die geringste Mittheilung zu machen. Dieselben könnten doch wenigstens beanspruchen, bei jenen Verhandlungen neben dem Kaiser vertreten zu sein. Freilich habe man schon früher eine ähnliche Erfahrung gemacht.

  1. Ueber sie klagt Held gegen König Ferdinand, bei ihnen habe „der geiz so gar überhand genomen, das sye nichts guetes thuen kunen und wil sich jederman auf den andern entschuldigen, so lang bis got der almechtig sie mit einander straft und plagt. Wenn ain gotsforcht oder erberkait in den leuthen were und gedechten, was Kay. u. Ew. Kon. Mten bis hero wider die unglaubigen gethan und noch gern theten, solt ain jeder sein vermugen selbs anbieten, sonderlich die geistlichen“. (Held an Ferdinand, 22. Marz 38. Wiener Archiv.)
  2. Dresdener Archiv.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_294.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)