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Kaiser in Italienischer Sprache verhandeln konnte. Die Berichte dieses Mannes aus Toledo[1] werfen ein eigenthümliches Licht auf die damaligen Stimmungen der Deutschen Katholiken. Während er sich anfangs durch die schönen Worte Karl’s und Granvelle’s einwiegen liess, welche um die Wette betheuerten, der Kaiser habe keine treueren und lieberen Freunde als die Baierischen Herzöge, ohne sie wäre der christliche Glaube im Reiche ganz zu Grunde gegangen, sie könnten sich ganz auf den Kaiser verlassen, wurde er, da sich der Bescheid eine Woche nach der anderen verzögerte, missmuthig. „An diesem Hof, klagt er am 13. Februar, geht alles dermassen langsam zu, dass es zu erbarmen; denn der Granvell und der Kofos regieren den Kaiser und gedenken allein, wie sie reich werden“. Ehe er den Brief schliesst, bittet er noch einmal um Audienz beim Kaiser und stellt demselben beweglich vor, dass es sich in dem katholischen Bunde um die Ehre Gottes, die Exaltation des Kaisers selbst und die Erhaltung des Glaubens handle; Karl aber erklärt, er müsse erst vom Papst Bescheid haben[2]. So, klagt Kurss, wird die Deutsche Sache an diesem Hofe behandelt, dass sich nichts Heilloseres denken lasse. Einige Wochen später schreibt er, eben sei er bei Granvelle gewesen, der ihm „aber eins gelogen“ und guten Bescheid auf den nächsten Tag verheissen. Sechzehn Tage später hat er denselben immer noch nicht. Jetzt, klagt er am 19. März, sei er 56 Tage hier. In dieser ganzen Zeit habe Held nur ein einziges Mal Gehör beim Kaiser erhalten können. „Also acht man sich der teutschen handlungen, also geht es auch leider im teutschen land. Der gute Vizekanzler thet warlich gern das

  1. Im Baierischen Reichsarchiv.
  2. In der Correspondenz des Kaisers mit Rom, soweit sie bei Gayangos (V, 2 u. VI, 1) vorliegt, wird der katholische Bund nur einmal ausdrücklich erwähnt. Am 3. Februar 1538 schreibt Karl seinem Botschafter Aguilar um die von den Lutheranern drohenden Gefahren abzuwehren „an agreement is about to be entered into with such among the electors and other princes of Germany, who are constant to their faith; they are to make a league for their own protection“. Aguilar solle vom Resultat hören. Weiterhin findet sich aber keine Spur davon. Auch in den Berichten der Nuntien aus Deutschland, soweit wir sie durch Laemmer kennen, ist von den Bestrebungen Helds in den ersten Jahren nur flüchtig die Rede. Erst im Januar 1539 hören wir, dass der Legat sich gegen den Bischof von Passau bitter über das Verhalten der geistlichen Fürsten beklagt (Laemmer p. 218.)
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_296.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)