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Herzöge für eine Sendung an Karl vom 9. Juni 1540 wurde die Schuld der widerwärtigen Entwicklung der Religionsangelegenheiten im Reiche ganz auf den Kaiser geworfen. Derselbe werde sich erinnern, hiess es da, was sie ihm 1530 in Augsburg und 1532 in Regensburg vorgestellt und seitdem in häufigen Schriften und Sendungen geworben hätten. Wäre der Kaiser „den sachen mit mererm ernst“ gefolgt, so würden die Secten zu seinem grossen Lobe und besonderen Nutzen „zeitlich gestillt sein“. „Aber die weil Ir Mt. der teutschen sachen gemuet und wesens zum theil unerfaren und etlichen, denen villeicht an der Religion und teutschen nation handlung wenig gelegen, mer glaubens geben“, als den treuen Katholiken, so seien die Dinge in den gegenwärtigen trostlosen Stand gediehen. Jetzt liege vor Augen, wozu die kaiserliche Milde gedient habe. Hätte er auf dem Augsburger Reichstage nach ihrem Rathe gehandelt, so würden sich die Lutherischen nicht dergestalt vermehrt haben „und sonderlich wer der schmalkaldisch bundt verbliben“. Aber noch immer sei es nicht zu spät, wenn man nur auf den verderblichen Wahn verzichte, durch Disputationen mit den Abgefallenen etwas zu erreichen. Der Kaiser möge persönlich im Reich erscheinen, die Rheinischen Kurfürsten und die Oberdeutschen Prälaten zu sich laden und sie ernstlich zum Eintritt in den christlichen Bund mahnen. Dann werde sich derselbe von Tag zu Tag mehren und die Lutherischen in Zerrüttung bringen[1]. Aehnliche Klagen und Anklagen vernehmen wir zu derselben Zeit aus Herzog Heinrich’s und Held’s Munde. „Ist mir laidt“, schreibt Held dem Herzoge, „das man e. f. gn., mein und anderer weissagung für und für im werckh mit wahrheit befindt. Es bedarf nunmehr keines beweisens noch uberredens, wil man anderst mit sehenden Augen nit gar plindt beleiben“. Und einige Monate später über das Wormser Gespräch: „es ist mir von hertzen laid, das e. f. g. und ich in kay. Mt. sachen müssen so warhafftige propheten sein. Mich verdreusst vil, das ich nit wenden kan. Der allmächtig got wil sein gnad verleihen und etlich untreue leuth erleuchten, die dem gemainen nutz im weg ligen von ires geytz wegen, der doch uncristlich ist“[2].

  1. Baierisches Reichsarchiv. Religionsacta.
  2. Held an Herzog Heinrich, Bruckh in Flandern 6. Juli und Neuhause 6. Sept. 1540. Wolfenb. Archiv.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_298.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)