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seiner ganzen Fortführung des Berichtes; denn der Rücktritt Anno’s wird gerade „pravis libidinibus et iuvenilibus ineptiis“ Heinrich’s verursacht. Auch hatte Lambert den Charakter Heinrich’s III. in gar keinem so glänzenden Lichte gezeichnet und den Sachsen (pag. 38) die Worte in den Mund gelegt: „nec procul ab fide aberat, filium in mores vitamque patris – – – iturum esse“, indem sie sich „crebris conventiculis de iniuriis, quibus sub imperatori affecti fuerant“, beklagen[1].

Von ganz besonderer Wichtigkeit erscheint mir Carmen I, 30: Coniurata dolo gens, weil dieses „coniurata“ unserem Autor die Veranlassung abgegeben haben mag, den Sachsenaufstand mit einer Verschwörung zu beginnen. Man hat bis jetzt wenig darauf geachtet, dass sowohl Bruno als auch die Altaicher Annalen eine solche geradezu ausschliessen. Bei Beiden ist vor dem Peter- und Paulstage, also vor dem 29. Juni, durchaus nichts geschehen, was auch nur entfernt an eine Verschwörung der Sächsischen Fürsten erinnern könnte. Bruno erzählt c. 33, Heinrich habe die Sachsen nach Goslar auf den oben erwähnten Tag berufen, damit dort über allgemeine Reichsangelegenheiten im gemeinschaftlichen Rathe der Fürsten verhandelt werde. „Alle eilten freudig dahin, weil sie hofften, dass die Leiden, welche sie schon so lange erduldet hatten, endlich einmal ein Ende finden würden.“ Als nun der König sie gar nicht anhört, ja nicht einmal empfängt, beschliessen sie, sich mit Gewalt Abhilfe zu verschaffen. Noch in der Nacht kommen sie zusammen, Tag und Ort (Wormsleben) werden festgesetzt, wo man über die zu ergreifenden Massregeln berathschlagen will. Bruno bemerkt nachdrücklich: illa dies et haec causa bellum primitus incepit; illa dies principium omnium, quae sequuntur malorum, fuit. Von einer geheimnisvollen, weitverbreiteten Verschwörung ist nicht die Rede; sofort nach der Zurücksetzung durch den König bricht der offene Aufstand aus. Ganz ähnlich ist der Vorgang nach dem Altaicher; nach einem vergeblichen Versuche der Sachsen, zu Goslar eine Abstellung der drückenden Zustände herbeizuführen, hebt der Aufstand an.

Ich stehe nicht an, Lambert’s Verschwörung vor dem 29. Juni,

  1. Auf die Unglaubwürdigkeit dieser Stelle komme ich weiter unten zu reden.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_328.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)