Seite:De DZfG 1891 06 389.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und daraus Enthüllungen über diese wichtige Periode der Belgischen Geschichte gewonnen. Das Werk zerfällt in sieben Capitel: Ernst von Baiern und Lüttichs Neutralität; die Anfänge des Bürgerkrieges; die Grignoux; Ludwig XIV. und Maximilian Heinrich von Baiern; die letzten Kriege Ludwig’s XIV.; das Fürstenthum Lüttich und die Oesterreichischen Niederlande; das Ende eines Fürstenthums. Jeder dieser Abschnitte bildet ein Ganzes und gewährt ein in sich abgeschlossenes Bild, ohne doch den Leser den allgemeinen Zusammenhang aus den Augen verlieren zu lassen. Fast in jedem Capitel vermag der Verfasser durch sorgfältige Prüfung der Quellen und älteren Arbeiten Legenden zu beseitigen und irrige Ansichten zu berichtigen. So büsst z. B. La Ruelle, der berühmte Bürgermeister von Lüttich, in Folge der überaus genauen Untersuchung, welcher sein bewegtes Leben vom Autor unterzogen worden ist, einen nicht unbeträchtlichen Theil seines Ruhmes ein. Uebrigens zeigt L. grosse Unbefangenheit im Urtheil und behandelt die heikelsten Fragen, wie die Streitfrage über die Chiroux und die Grignoux oder diejenige über die Verschwörung von Warfusée u. s. w. mit einer seltenen Unparteilichkeit.

18. Jahrhundert. Den bereits vorhandenen fünfundzwanzig Bänden von A. J. Namêche’s Cours d’histoire nationale[1] haben sich 1890 zwei weitere zugesellt, welche die Jahre 1701–80 umfassen. Sie bieten eine sorgfältige Untersuchung und klare Darstellung der auswärtigen Politik des Hauses Oesterreich, und eine bis ins Einzelne gehende Schilderung der Niederländischen Verwaltung sowie des Wiederstandes, welchen die Belgier den Centralisationsversuchen der Habsburger entgegensetzten. N. lässt den weisen Plänen der Herrscher und und namentlich den Massregeln, welche Maria Theresia zum Zweck der Hebung von Ackerbau, Industrie und Handel und zur Ordnung der Finanzen ergriff, volle Gerechtigkeit widerfahren. Ein wichtiges Capitel ist dem geistigen Leben des Landes gewidmet. N. leugnet zwar nicht den tiefen wissenschaftlichen Verfall der Universität Lüttich, weist aber andererseits mit Recht darauf hin, dass die an dieser Anstalt gerügten Missstände an allen Universitäten des 18. Jahrhunderts vorhanden waren.

Ebenfalls mit dem 18. Jahrhundert beschäftigt sich P. Delplace in seinem Joseph II. et la révolution brabançonne[2]. Mit Sachkenntniss und Klarheit setzt er das Wesen der Niederländischen Verfassung auseinander; er bewundert dieselbe sehr und scheint geneigt, sie für vollkommen zu halten. Dagegen steht er den von

  1. Vgl. Bibliogr. ’90, 4105.
  2. Vgl. Bibliogr. ’91, 1824.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_389.jpg&oldid=- (Version vom 25.1.2023)