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es auch hier und da nicht an seltsamen Ungenauigkeiten fehlt, – besonders in den Literaturangaben, wo Boretius Herausgeber der Diplomata Heinrich’s I. u. d. Ottonen sein soll, oder von Giesebrecht stets die 1. Auflage citirt wird. Für Deutschland endigt das Buch übrigens nicht 1270, sondern mit dem Sturz der Hohenstaufen, circa 1250. Was die äussere Einrichtung anlangt, so ist noch hervorzuheben, dass zu jedem Abschnitt eine ziemlich reichliche Zusammenstellung von Literatur gegeben wird, und zwar in der zweckmässigen Dreitheilung: Sources, à consulter, à lire, dass ferner der Text mit natürlich sehr einfachen, aber instructiven Abbildungen ausgestattet ist und dass auch verschiedene Karten (6 im Text und 5 ausserhalb desselben in grösserem Format) beigegeben sind. Die Karten bringen nur die Namen, die im Text erwähnt sind (auch nicht alle, wir vermissen z. B. Lüttich), und sie geben desshalb, für sich allein betrachtet, kein ganz richtiges Bild, zumal da wenigstens in Deutschland die verschiedene Bedeutung der Orte nicht berücksichtigt ist (es fehlt z. B. Frankfurt, während Kamba, Tribur und Mainz wie gleich bedeutend neben einander stehen); die Karten leiden auch unter einer gewissen Unbestimmtheit, da Grenzen nur ganz ausnahmsweise eingetragen sind, aber sie sollen auch grössere Hilfsmittel nicht überflüssig machen, und ihre unmittelbare Verbindung mit dem Lehrbuch scheint uns ebenso wie die Verwendung der Abbildungen eine sehr glückliche und nachahmenswerthe Bereicherung. Der Preis ist dabei niedrig geblieben: 5 fr. für 588 p. kl. 8°. Der Text wird abgeschlossen durch ein alphabetisches Sachregister (Répert. alphab. des institutions), ein Namenregister fehlt leider.

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Als 2. neubearb. Auflage ihrer Geschichtstabellen gaben C. Rethwisch u. E. Schmiele Geschichtstafeln für höhere Schulen heraus (Berlin, Gärtner. 125 p. gebunden 5 M.). Vieles in der Einrichtung des Buches, besonders der Disposition des Stoffes scheint uns beachtenswerth; besonderes Interesse aber kann es beanspruchen als ein vollgültiges Zeugniss der jetzt gemachten Versuche, den Geschichtsunterricht den Forderungen des Tages anzupassen. Die beiden Verfasser sind Oberlehrer am K. Wilhelms-Gymnasium in Berlin; der Erstgenannte von ihnen, ein bekannter und angesehener Schulmann, gehörte auf der Münchener Philologenversammlung zu den eifrigsten Verfechtern der neuen Richtung auf dem Gebiete des Geschichtsunterrichts, und dem entsprechend betont das Vorwort dieses Handbuches, dass „die culturgeschichtliche Seite zu dem ihr gebührenden Recht gelangt, das Schwergewicht in die Verf. d. Dt. Reiches gelegt“ worden ist. Man wird diesen Grundsatz nur billigen können, ebenso auch die Fortführung des Buches bis z. J. 1890. Sehr sympathisch berührt es in diesem Sinne, dass in einer Zusammenstellung „Das Deutsche Reich am Schluss der Regierung K. Wilhelm’s“ über die Verfassung und andere öffentliche Einrichtungen des Reichs kurz Auskunft gegeben wird. Andererseits ist es aber verwunderlich, wie die Verfasser ihre Absichten ausgeführt haben. Nehmen wir nur die allerneueste Geschichte, so haben sie zwar über den Krieg von 1870–71 volle zwei Seiten zusammengestellt, wissen aber aus den 20 Jahren 1870–90 eigentlich nur ausserdeutsche und internationale Ereignisse anzuführen, aus der reichen inneren Entwicklung lediglich das eine

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_411.jpg&oldid=- (Version vom 18.1.2023)