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41 J. alt, Verf. von Schriften z. G. des 30jährigen Krieges (M. C. Lundorp. 1870; Des Mansfelder’s Tod, 1878) und Beitrr. zur G. Derfflinger’s (1884). – Am 8. Dec. in Königsberg in Pr. H. Frischbier, Rector a. D., 68 J. alt, sehr verdient um die Erforschung von Volksbrauch und Sprache seiner Heimath; hervorzuheben sind seine Preussischen Sprichwörter (1864, 2. Aufl. 1865; II. Sammlung 1876) u. sein Preuss. Wörterbuch (2 Bde. 1882–83).

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Am 10. Dec. in Innsbruck der Oesterr. Historiker Alb. Jäger. Am 8. Dec. hatte er sein 90. Lebensjahr vollendet. Geboren zu Schwaz in Tirol, trat er in das Benedictinerstift Mariaberg, an dessen Gymn. in Meran er vorübergehend lehrte; 1845 wurde er Prof. für allg. Welt- und Oesterr. Staaten-G. in Innsbruck und 1851 Prof. der Oesterr. G. in Wien; 1855 gründete er das Institut für Oesterr. G.-Forschung, das er bis 1869, zuerst allein, dann zusammen mit Sickel leitete. Nach seiner Pensionirung siedelte er nach Innsbruck über. Von seinen Publikationen seien erwähnt: Tirol und der Baier.-Französ. Einfall 1703 (Innsbruck 1844); Altständ. Verfassung Tirols (ebd. 1848); Wiedervereinigung Tirols mit Oesterreich 1813–1816 (Wien 1856); Streit des Nic. v. Cusa mit Herzog Sigmund (Innsbruck 1861); Die Blüthezeit der Landstände Tirols (ebd. 1885). In den Mittheilungen des Oesterr. Instituts (13, 222–4) ist dem Verstorbenen ein längerer Nachruf gewidmet.

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Am 24. Dec. Msgr. Dr. Johannes Janssen, apostol. Protonotar, geistl. Rath, Prof. der G. am städt. Gymn. in Frankfurt a. M., geb. am 11. April 1829 in Xanten, 1854 an das Frankfurter Gymn. berufen; bekannt vor allen durch seine in vielen Auflagen verbreitete G. des Dt. Volkes seit dem Ausgang des MA. (6 Bde., Freiburg 1876 ff.) mit den Ergänzungsschriften: „An meine Kritiker“ (1882) und „Ein zweites Wort an meine Kritiker“ (1883). Von seinen sonstigen Veröffentlichungen erwähnen wir die Biographie Wibald’s v. Stablo (1854), die Quellenpublikationen: G.-Quellen des Bisth. Münster (1855–56) und Frankfurts Reichscorrespondenz 1376–1519 (1863–73), die letztere eine der wichtigsten Quellen für die Reichsgeschichte des späteren Mittelalters und, bis die Reichstagsacten einmal vollendet sind, ganz unentbehrlich, endlich die Beiträge zur Zeitgeschichte: Leben und Schriften J. Fr. Böhmer’s (1868) und Zeit- und Lebensbilder (1875; 2. Aufl. 1879). – Vielleicht hat seit Jahrzehnten kein historisches Werk ein so allgemeines Aufsehen erregt, so leidenschaftliche Bewunderung und so heftigen Widerspruch gefunden, zugleich im öffentlichen Leben und in der Wissenschaft durch Einwirkung auf Freund und Feind dauernd eine solche Rolle gespielt, wie J.’s Hauptwerk. Dieser Erfolg wäre kaum denkbar, wenn es sich nicht um eine wirklich bedeutende, ja hervorragende Leistung handelte, aber das Werk ist trotzdem (von der blinden Einseitigkeit der Auffassung, die auch die Vorarbeiten beherrscht, einmal ganz abgesehen) wenig mehr als eine compilatorische Verarbeitung von colossal aufgehäuften und systematisch geordneten Lesefrüchten eines geistig bedeutenden Mannes, und nicht die Schöpfung eines echten Historikers, der den Stoff beherrschte und ein rechtes Verhältniss der Einzelheiten zum Gesammtbilde festzuhalten verstände. Der Erfolg erklärt sich wohl z. Th. aus der relativen Berechtigung einer Reaction gegen die protestantische Auffassung und aus der Steigerung

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 430. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_430.jpg&oldid=- (Version vom 2.2.2024)